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27.07.2020
Länder- und Branchenbewertungen

Sind die Unternehmensbilanzen in Spanien und Italien bereit für den COVID-19-Schock?

Are corporate balance sheets in Spain and Italy ready for the COVID-19 shock?

Der Weg zur wirtschaftlichen Erholung in Spanien und Italien wird lang und beschwerlich. Trotz Steuerstundungen und Liquiditätsgarantien ist es wahrscheinlich, dass viele Unternehmen in Schwierigkeiten geraten werden. Laut Coface-Prognosen werden die Volkswirtschaften Spaniens und Italiens im Jahr 2020 um 12,8 Prozent bzw. 13,6 Prozent schrumpfen. Die Unternehmensinsolvenzen werden in Spanien bis 2021 voraussichtlich um 22 Prozent und in Italien um 37 Prozent gegenüber 2019 zunehmen. Für 2021 prognostiziert Coface, dass das BIP Spaniens und Italiens um 10,2 Prozent bzw. 8,9 Prozent steigen wird, so dass die Volkswirtschaften 3,9 Prozent bzw. 5,9 Prozent unter dem Niveau von 2019 bleiben werden.

 

Viele gefährdete Unternehmen in Italien mit dem Schreckgespenst der Zombie-Firmen

 

Um die potenziellen Auswirkungen dieses BIP-Rückgangs auf die Unternehmensbilanzen zu bewerten, führte Coface Simulationen zur Entwicklung der Zahlungsfähigkeit der Unternehmen durch. Dabei wurden Daten der spanischen und italienischen Zentralbank verwendet, die Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren und Unternehmensgrößen berücksichtigen.

 

Obwohl die Zinssätze extrem niedrig sind, wird die Überschuldung der Unternehmen mit gebremsten privaten Investitionen in Verbindung gebracht. Infolgedessen könnte die COVID-19-Krise einen dauerhaften Abwärtsdruck auf das Wachstumspotenzial eines Landes ausüben und die "Japanisierung" der Eurozone beschleunigen.

 

Die aktuelle Finanzlage der Unternehmen in Spanien und Italien ist gesünder als am Vorabend der globalen Finanzkrise von 2009. Seitdem ist es den spanischen Unternehmen gelungen, ihre Schulden um 20 Prozentpunkte deutlich zu reduzieren und im dritten Quartal 2019 auf eine Quote von 37 Prozent ihres Vermögens zu drücken. Auch italienische Unternehmen haben ihre finanzielle Situation seit dem 59-Prozent-Höchststand im 4. Quartal 2011 verbessert, wenn auch in geringerem Maße. Mit einer Verschuldungsquote von 50 Prozent sind die Unternehmen in Italien nun die am höchsten verschuldeten unter den großen europäischen Volkswirtschaften.

 

Die wachsende Diskrepanz zwischen Finanzierung und Investitionen kann ein Hinweis auf eine hohe Verbreitung von „Zombie"-Firmen in Italien sein - Unternehmen, die hoch verschuldet und nicht in der Lage sind, gesund zu wachsen.

 

Gefährdete Sektoren: Automobil, Bau und Einzelhandel

 

Coface geht davon aus, dass die Anfälligkeit der Unternehmen je nach Sektor und Größe unterschiedlich sein wird, nicht nur in Bezug auf die Intensität der Schocks, sondern auch angesichts der Fragilität ihrer Bilanzen. Die großen Automobilhersteller könnten sich aufgrund ihrer Gewohnheit, wenig Liquidität zu halten, in Schwierigkeiten befinden: Ende 2018 betrugen die Barreserven in Prozent des Umsatzes nur 2,7 Prozent in Italien und 0,5 Prozent in Spanien. Was den Einzelhandel und das Baugewerbe anbelangt, so scheinen diese, wie auch die kleinen Textilhersteller Italiens, aufgrund ihrer hohen Verschuldung und der voraussichtlich niedrigen Zinsdeckungsrate besonders anfällig zu sein.

 

Coface beobachtet einen höheren Anteil von potentiell gefährdeten Unternehmen in Italien. In den meisten Fällen lässt sich dies durch einen geringeren anfänglichen Cashflow, eine geringere Rentabilität und etwas langsamere Kostenanpassungen erklären. In diesem Zusammenhang würden viele Unternehmen nur um den Preis einer wesentlich höheren Verschuldung überleben.

 

 

 

 

 

 

 

 

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