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09.04.2015
Länder- und Branchenbewertungen

Die Tschechische Republik auf der positiven Watchlist (A4) – dank der Automobilindustrie und steigendem Konsum

Czech Republic under positive watch (A4)- economy benefits from good prospects in the car industry and household consumption

Die Tschechische Republik erholt sich von den Folgen der Schuldenkrise in der Eurozone. Die Wirtschaft hat mit einem soliden BIP-Wachstum von 2% in 2014 wieder Schwung geholt. Für dieses Jahr wird ein Wachstum von 2,5% prognostiziert. Haupttreiber der tschechischen Wirtschaft werden die Exporte von Personenkraftwagen und der steigende private Konsum sein.

 

Die Abhängigkeit der Tschechischen Republik von der Auslandsnachfrage ist stark, da die Exporte einen Anteil von 84% am BIP des Landes ausmachen. Bisher hat die Exportwirtschaft davon profitiert, dass es eine nationale Währung – die Krone – gibt. Die Abwertung der Krone macht die Exporte wettbewerbsfähiger. Das wird darüber hinaus durch die Strategie der Beibehaltung des CZK/EUR-Wechselkurs über 27 CZK (mittels Wechselkursinterventionen) unterstützt. Trotz der positiven Auswirkungen dieser Strategie hat die Exportdynamik im Laufe des Jahres 2014 leicht abgenommen. Die enttäuschende Erholung der wichtigsten Handelspartner (Eurozone) und die Verschlechterung des Handels Richtung Osten hatten einen starken Einfluss. In diesem Jahr sollte die Erholung der Eurozone die negativen Auswirkungen des geringen Exportvolumens nach Russland ausgleichen und für eine positive Wachstumsrate sorgen.

 

PKWs bleiben das Vorzeige-Exportprodukt 2015

Ein bedeutender Teil der tschechischen Exporte wird durch die Automobilindustrie, dem Schwerpunkt der Industrie, angetrieben. Weniger als 7% der tschechischen PKW-Produktion wurde im Jahr 2014 an nationale Verbraucher abgegeben. Die Tschechische Republik ist mit 1,13 Millionen produzierten Fahrzeugen weltweit auf Platz 13. Skoda ist dabei die größte Marke mit weltweiten Verkäufen von über eine Million Einheiten im vergangenen Jahr. Ein Viertel davon fand chinesische Abnehmer und macht das Land somit zum größten Einzelmarkt.

 

Für 2015 sind die Aussichten für die tschechische Automobilindustrie relativ gut und Coface schätzt das Risiko moderat ein. Der weltweite Absatz nimmt zu. Die höchste Dynamik ist aufgrund der wachsenden Mittelschicht, in den Schwellenländern zu finden. Auch wenn die chinesische Wirtschaft dieses Jahr deutlich langsamer wächst, bleibt der Trend der PKW-Verkaufszahlen positiv. Dies gilt jedoch nicht für den russischen Markt. Hier bekommen die Automobilproduzenten die Folgen der sinkenden Kauflust, der Verlangsamung der Wirtschaft und der Abwertung der Landeswährung zu spüren.

 

"Die große externe Ausrichtung der Tschechischen Republik wird bei der Automobilindustrie, die vor allem für den Export produziert, deutlich. Der Sektor hat sich erholt und trägt in diesem Jahr zum Wirtschaftswachstum des Landes bei. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit der Nachfrage und der Produktionskapazitäten bestimmter Marken ist die Automobilindustrie leider keine langfristige Wachstumsstütze“,erklärt Grzegorz Sielewicz, Economist Coface Central Europe.

  

Positive Entwicklung am Arbeitsmarkt fördert den privaten Konsum

Die Binnennachfrage spielt eine wesentliche Rolle beim tschechischen Wirtschaftswachstum. Vor allem jetzt, da sich die erfreulichen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt positiv auf den privaten Konsum auswirken. Die Arbeitslosenquote erreichte 5,8% im Dezember 2014. Das ist der niedrigste Stand seit 2009 und eines der niedrigsten Ergebnisse in der gesamten EU neben Deutschland und Österreich. Die Haushaltsausgaben stiegen um 2,1% in den ersten drei Quartalen 2014 gegenüber dem Vorjahr. Die sehr niedrige Inflationsrate erhöhte zusätzlich die Kaufkraft der Verbraucher.

 

In den letzten Jahren wurde der Einzelhandelssektor in der Tschechischen Republik reifer und gesättigter. Der Zufluss ausländischer Investoren, die vom steigenden Anteil der Mittelschicht profitieren wollten, führte zu einem harten Wettbewerb. Die Margen gingen zurück und einige Unternehmen meldeten Insolvenz an. Dieses schwierige Wirtschaftsumfeld hat noch immer einen negativen Effekt auf die Finanzergebnisse der Unternehmen. Ein gewisses Maß an Investitionen ist jedoch weiterhin erforderlich, um die Marktdurchdringung auf einem gewinnbringenden Niveau zu halten. Obwohl die Verbraucher eher bereit sind mehr Geld als bisher auszugeben, sind sie noch selektiv und relativ preissensibel. Das lässt den Unternehmen nicht viel Raum, ihre Margen zu erhöhen.

 

In diesem Jahr werden die steigenden Haushaltsausgaben und die Investitionsbereitschaft den Einzelhandel unterstützen. Die Verbrauchervertrauen-Indikatoren erreichten dasselbe Niveau wie zuletzt 2006 und sind auf dem höchsten Niveau in der CEE Region. Es kann jedoch mit weiteren Konsolidierungsmaßnahmen in diesem Sektor gerechnet werden. Da ausländische Handelsunternehmen im Zuge der Kostenoptimierung weltweit um Margen kämpfen, könnten sich einige Ketten aus Märkten wie der Tschechische Republik und anderen mittel- und osteuropäischen Ländern zurückziehen. Das würde für bestehende Unternehmen, die ihre Marktanteile erhöhen möchten, Chancen bieten.

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