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15.05.2013
Länder- und Branchenbewertungen

11. Coface Country Risk Conference: Top-Experten dsikutieren über Ursachen und Folgen der Eurokrise

11. Coface Country Risk Conference: Top-Experten dsikutieren über Ursachen und Folgen der Eurokrise

Unter dem Titel „Währt die Währung? Wert der Währung?“fand gestern in Wien die 11. Country Risk Conference des internationalen Kreditversicherers Coface statt. Über 400 Unternehmer und Opinion Leader trafen dort auf eine hochkarätige Experten-Runde aus Politik und Wirtschaft.

Der Wirtschaftsprofessor, Buchautor und Fondsmanager Max Otte und die international erfolgreiche Finanzmarkt-Strategieberaterin Sandra Navidi sind nur zwei der renommierten Fachleute, die der Einladung des internationalen Kreditversicherers gefolgt waren, um am 14. Mai im Palais Niederösterreich ihre Ansichten zum Wert und der Wahrung unserer Währung darzulegen.

Die bereits zum elften Mal stattfindende Konferenz stand auch heuer wieder unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Reinhold Mitterlehner und wurde in bewährter Manier von ORF-Anchorman Armin Wolf moderiert. Eröffnet wurde die Country Risk Conference von Christian Berger, Management Board Coface Central Europe und Oliver Krupitza, Country Manager Coface Austria. Krupitza verwehrte sich in seiner Eröffnungsrede dagegen, dem Euro die gesamte Schuld für die wirtschaftlichen Probleme der Eurozone in die Schuhe zu schieben: „Wir werden die strukturellen Defizite Europas nicht einfach mit einem Kurswechsel in der Währungspolitik in den Griff bekommen. Im Gegenteil: Die Kosten des Ausstiegs einzelner Länder wären immens. Europa muss dem Euro also eine Chance geben.“

Julien Marcilly, Head of Country Risk Coface Group, präsentierte zum thematischen Einstieg einen Überblick über die Entwicklung der weltweiten Länder-Risiken. Dabei konstatierte er ein Voranschreiten der seit Jahren beobachtbaren Annäherung zwischen Schwellenländern und Industrienationen. Coface prognostiziert für die Weltwirtschaft 2013 ein Wachstum von +2,7%, das maßgeblich von einem Wachstum der Schwellenländer um +5,1% getragen wird, während die Eurozone mit einer um -0,4% schrumpfenden Wirtschaft kämpft. Hauptursachen dafür sind die in Folge der Finanzkrise gestiegenen Staatenschulden und die daraus resultierende Austeritätspolitik, die Zurückhaltung der um Risikoverringerung bemühten Banken bei der Vergabe von Krediten an den privaten Sektor sowie die – im Zusammenhang mit der gestiegenen Arbeitslosigkeit – gesunkene Konsumbereitschaft der privaten Haushalte. Auch durch Exporterfolge können die wirtschaftlichen Folgen dieser Binnenprobleme nicht kompensiert werden, so Marcilly.

Währt die Währung? Wert der Währung?

Anschließend lieferte der Wirtschaftsprofessor Max Otte einen historischen Streifzug zu den Auswirkungen von Währungsänderungen – vom römischen Imperium über den klassischen Goldstandard bis hin zum Euro. Der deutsch-amerikanische Ökonom, der seit 2011 auch an der Universität Graz lehrt, war einer der wenigen Vertreter seiner Zunft, der bereits 2006 eine große Finanzkrise für 2007 bis 2010 vorausgesagt hatte. Mit seiner Prognose, dass der U.S.-Immobilienmarkt und Subprime-Papiere Auslöser der Krise sein würden, sollte er Recht behalten. Seine Prognose, dass der Euro „in der einen oder anderen Form Bestand haben“ werde, wurde dementsprechend mit großem Interesse aufgenommen. Der Wirtschaftsprofessor betonte allerdings auch, dass in Europa noch nicht alle Bedingungen für eine Währungsunion gegeben wären. „Die Konstruktion der Währungsunion hat Europa erpressbar gemacht“, konstatierte Otte, der in diesem Zusammenhang für starke europäische Wirtschaftsratings plädierte. Nach einer Kosten-Nutzen-Analyse des Euro kam der Ökonom zu dem Schluss, dass Europa in den nächsten Jahren ein „unangenehmes Herauslavieren“ aus der Schuldenkrise vor sich haben wird. Der Weg dazu werde, so Otte, aus einer Kombination aller dafür zur Verfügung stehenden Optionen bestehen – Inflation, Wachstum, Schuldenschnitte, und Sparen – und „hoffentlich zu einem gestärkten wirtschaftlichen Kern Europas führen“.

Den zweiten Teil der Konferenz eröffnete die international erfolgreiche Finanzexpertin Sandra Navidi, CEO von BeyondGlobal und damit Strategieberaterin von Firmen und Finanzinstitutionen, die sich auf den internationalen Kapitalmärkten positionieren wollen. Ausgehend von einer Schilderung der dramatischen Vorgänge beim Schnüren des Rettungspakets für Griechenland widmete sich Navidi der Frage, was der Euro wirklich wert ist – und wie der Wert eine Währung bestimmt wird. Sie beschäftigte sich in ihren Ausführungen mit den verschiedenen Dimensionen der Euro-Bewertung, u. a. mit den wenig erfreulichen Konjunkturaussichten, dem Vertrauen in die Währung und den Folgen der Finanzkrise. Letztere bezeichnete Navidi als „typische Abfolge von exzessiver Verschuldung und Entschuldung“, was die Weltwirtschaft und insbesondere die Eurozone noch einige Zeit beschäftigen werde: „Schuldenaufbau dauert üblicherweise 30 Jahre, Entschuldung 15 Jahre – wir sind im Jahr Sechs“, so die Finanzexpertin.

In der unmittelbar anschließenden Gesprächsrunde erörterten die Chefanalystin für das Bank Austria Private Banking, Monika Rosen, der Wirtschaftsjournalist Andreas Schnauder sowie die Keynote-Speaker Max Otte, Sandra Navidi, Julien Marcilly und Oliver Krupitza ihre Ansichten zur Zukunft des Euro. Zu einem zentralen Thema der Diskussion entwickelte sich die Frage, wie die wirtschaftlichen Probleme im Süden Europas gelöst werden können. Monika Rosen konnte Ideen wie einer Teilung des Euro in „Nord“- und „Süd-Euro“ wenig abgewinnen und plädierte im Gegensatz dazu für mehr Integration als Lösungsweg. Die Stärkung der politischen Einheit Europas betrachtete auch Andreas Schnauder als zentrale Frage und verwies dabei auf die „Krönungstheorie“, wonach eine Währungsunion erst am Ende eines langen wirtschaftlichen Annäherungsprozesses und nach Inkrafttreten einer politischen Union möglich sei. Max Otte bezeichnete die mangelnde gemeinsame Fiskalpolitik und fehlende Insolvenzregeln als grundlegende Konstruktionsfehler des Euro und zeigte sich überzeugt davon, dass eine geordnete Insolvenz Griechenlands vor allem für die griechische Bevölkerung besser gewesen wäre. Mit Verweis auf die politischen Spannungen in Folge der Finanzkrise vertrat Sandra Navidi die Ansicht, dass der Euro dem Friedensprojekt Europa mehr geschadet als genutzt habe – eine skeptische Einschätzung, die das Podium allerdings nicht teilte. Die abschließende Frage von Moderator Armin Wolf, ob es den Euro in zehn Jahren noch geben werde, wurde von allen Diskutanten bejaht, wobei Otte sich nur auf fünf Jahre festlegen wollte.

Das an das Konferenzprogramm anschließende „Coface Get Together“ bot den über 400 Gästen dann die Möglichkeit zum persönlichen Meinungsaustausch und Networking. Die nunmehr seit elf Jahren bestehende Veranstaltung zählt mittlerweile – nicht zuletzt aufgrund der hohen Dichte an Entscheidungsträgern – zu den Fixpunkten im Kalender der heimischen Wirtschaft. Dazu Susanne Krönes, Marketingleiterin von Coface Austria: „Auch in diesem Jahr konnten wir unseren Gästen wieder ein sehr interessantes Programm zu einem zentralen Wirtschaftsthema bieten, das ebenso aktuell wie bedeutsam ist. Wir freuen uns, dass wir so hochkarätige Experten dafür gewinnen konnten.“

Presseveröffentlichung herunterladen : 11. Coface Country Risk Conference: Top-Experten dsikutieren über Urs... (52,79 kB)

Siehe auch


Fotos der Konferenz finden Sie unter:

http://www.ots.at/pressemappe/4199/coface

 

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