Die deutsche Metallindustrie: Negativer Ausblick, aber überraschend positive Zahlungsmoral

Die Situation des deutschen Metallsektors war noch nie einfach, aber sie hat sich mit dem Aufkommen der Konkurrenz durch chinesische staatlich geförderte Metallprodukte und dem Abschwung der deutschen Automobilbranche seit 2018 weiter verschärft.

Trotz der Herausforderungen hat sich das Zahlungsverhalten in der Metallbranche über die Jahre hinweg verbessert, wie die Ergebnisse unserer jährlichen Umfragen zum Zahlungsverkehr in Deutschland zeigen. 

 

Die Metallindustrie in Deutschland steht vor einer Reihe von wirtschaftlichen Hürden


Mehrere wirtschaftliche Faktoren haben die deutsche Metallindustrie gebremst. Der staatlich geförderten Konkurrenz aus China ist es gelungen, die europäischen Unternehmen durch das Angebot billigerer Produkte zu überflügeln. Im Laufe der Jahre haben diese Subventionen zu erheblichen Überkapazitäten und einem Überangebot auf dem Weltmarkt geführt, was die Preise für Industriemetalle, insbesondere Stahl und Aluminium, belastet hat.

Die Umstellung der deutschen Industrie auf grüne Technologien, insbesondere in der Automobilindustrie, hat eine industrielle Rezession ausgelöst, die auch den Metallsektor erfasst hat. 

 

Die Zahlungsfristen werden jedes Jahr kürzer


Durch die starke Beteiligung der Metallunternehmen an der jährlichen Coface-Zahlungsumfrage für Deutschland ist es nicht nur möglich, das Zahlungsverhalten mehrerer Branchen in einem Jahr zu vergleichen, sondern auch die Ergebnisse der Metallbranche im Zeitverlauf.

Im Jahr 2019 haben 82% der Metallunternehmen kurzfristige Zahlungsziele von bis zu zwei Monaten beantragt, und immerhin 16% hatten die Möglichkeit, nach zwei Monaten zu zahlen. Die Situation hat sich merklich verändert. Im Jahr 2023 bitten 53 % um eine Zahlung innerhalb der ersten 30 Tage nach der Lieferung, und nur 5 % gewähren Zahlungsfristen von mehr als zwei Monaten.

Das durchschnittliche Zahlungsziel in der Metallbranche ist von 44 Tagen im Jahr 2019 auf 31 Tage im Jahr 2023 gesunken, während das Zahlungsziel für alle Unternehmen in Deutschland im gleichen Zeitraum nur geringfügig von 34 auf 32 Tage zurückging. 

 

Zahlungsverzögerungen: eine gängige Praxis, aber sie sind kurz


Auch wenn der Anteil der Unternehmen in der deutschen Metallbranche, die über Zahlungsverzögerungen berichten, von 62 % im Jahr 2022 auf 77 % im Jahr 2023 gestiegen ist, ist die Verzugsdauer kurz. Ein Hauptgrund für die hohe Zahl der Verzögerungen ist, dass 32 % der befragten Unternehmen diese Praxis im Jahr 2023 als Marktstandard betrachten. Die Metallindustrie gehört weiterhin zu den deutschen Branchen, in denen die meisten Unternehmen ihre Zahlungen innerhalb der ersten 30 Tage nach Fälligkeit erhalten. Im Jahr 2023 wurden sogar keine Verzögerungen von mehr als 90 Tagen gemeldet. Insgesamt liegen die durchschnittlichen Zahlungsverzögerungen der Metallindustrie mit Ausnahme des Jahres 2020 durchgängig unter den durchschnittlichen Zahlungsverzögerungszeiten der gesamten Wirtschaft.

 

Risiken und Aussichten


Trotz des Pessimismus fällt im Vergleich zu anderen Branchen auf, dass die Metallbranche zwar pessimistischer als der Gesamtdurchschnitt bleibt, aber nicht mehr zu den pessimistischsten gehört, sondern direkt unter dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft liegt.

Zu den wichtigsten Risiken, die von den Unternehmen für 2023 genannt werden, gehören: schwierige Geschäfts- und Produktionsbedingungen in Deutschland (für 21,4 % der Befragten), steigende Rohstoffpreise (17,9 %) sowie der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften (12,5 %) und politische Risiken (11,6 %).

Als Reaktion vor allem auf die politischen Risiken scheint sich die Metallindustrie früher als andere Branchen auf das veränderte wirtschaftliche Umfeld eingestellt zu haben: 13,6 % der Unternehmen haben bereits Strategien zur Risikominderung bis 2023 umgesetzt.

Autoren und Experten

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