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02.12.2022
Länder- und Branchenbewertungen

Lithium: Große Potenziale, aber begrenztes Angebot

Lithium: Große Potenziale, aber begrenztes Angebot

Als zentraler Bestandteil von Batterien, die beispielsweise in E-Autos verwendet werden, spielt Lithium eine elementare Rolle bei der Dekarbonisierung von Gesellschaft und Wirtschaft – Alternativen gibt es kaum. Mittelfristig wird das Angebot an Lithium nicht mit der Nachfrage mithalten können, zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung von Coface. „Die Nachfrage für Lithium übertrifft schon jetzt das Angebot, in Zukunft wird sich dieser Trend vermutlich sogar noch verstärken“, erklärt Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich. „Die Wirtschaft in Westeuropa hat den Abbau-Möglichkeiten in der Vergangenheit wenig Beachtung geschenkt, das wird sich mittelfristig bemerkbar machen“, so Koch weiter.

 

Die weltweite Lithium-Lieferkette ist hochgradig konzentriert. Im „Lithiumdreieck“ zwischen Argentinien, Bolivien und Chile befinden sich 58 Prozent der weltweiten Lithiumvorkommen – dies entspricht einer deutlich höheren geografischen Anhäufung als bei anderen Basismetallen. Noch stärker ist die Konzentration beim tatsächlichen Abbau: 90 Prozent der weltweiten Lithium-Produktion entfielen 2021 auf Australien, Chile und China. Bei der nachgelagerten Wertschöpfung kommt China eine noch zentralere Rolle zu: 2021 hat China 60 Prozent des weltweiten Lithiums raffiniert, stellt 77 Prozent der weltweiten Produktionskapazität für Batteriezellen und 60 Prozent der weltweiten Herstellung von Batteriekomponenten.

 

Unsicherheiten prägen Lithiumindustrie

Die hohe Volatilität am Rohstoffmarkt, insbesondere bei Metallen, die unter anderem von Unsicherheiten im chinesischen Immobilienmarkt herrührt, könnte sich auf die Entwicklung der Lithiumpreise auswirken. Ein weiterer Aspekt für Volatilität im Lithiummarkt sind veränderte Strategien für Bergbauunternehmen. Sie könnten sich mehr auf den Umsatz über höhere Preise konzentrieren als durch ein höheres Produktionsvolumen. Nachdem die Rentabilität dank des Preisanstiegs in der ersten Jahreshälfte 2022 gestiegen ist, haben die sinkenden Metallpreise und die hohen Energiekosten die Bergbauunternehmen veranlasst, ihre Investitionen zu reduzieren. „Die Erschließung neuer Lithiumvorkommen dauert insgesamt 5 bis 8 Jahre. Die verringerten Investitionen werden sich daher unweigerlich negativ auf die mittelfristige Verfügbarkeit von Lithium auswirken“, erklärt Koch.

 

Unabhängigkeit bei der Batterieproduktion

Unsicher bleiben die Aussichten für den Lithiumsektor in Europa. Bis 2030 soll Europa bei der Batterieproduktion zum Selbstversorger werden. Der Verband der europäischen Automobil- und Industriebatteriehersteller geht davon aus, dass der europäische Batteriemarkt im Jahr 2030 einen Wert von 35 Milliarden Euro haben wird, wobei etwa die Hälfte davon auf Lithium-Ionen-Batterien entfällt. Auf den Abbau von Lithium in Europa wird man sich dabei jedoch nicht verlassen können, betont Koch: „In Frankreich wird der erste Abbau 2027 beginnen. Auch in Österreich gäbe es dazu Möglichkeiten, doch die Projekte und Überlegungen sind in der Öffentlichkeit umstritten, das erschwert die Umsetzung.“
Für zusätzlichen Druck sorgt dabei die Automobilbranche. Durch das geplante Verkaufsverbot von Verbrennungsmotoren ab 2035, werden die Automobilhersteller deutlich abhängiger von den Lithiumproduzenten. „Mittelfristig führt die Abhängigkeit von einzelnen Ländern, wie China zu einer gesteigerten Anfälligkeit für Krisen. Ziel muss es deshalb sein, auf der einen Seite den Bezug von Lithium so stark wie möglich zu diversifizieren und auf der anderen Seite das entsprechende Wissen und Know-how zur Produktion zu bündeln, um die wirtschaftliche Souveränität sicherzustellen und technologische Wettbewerbsvorteile für Unternehmen zu ermöglichen“, so Koch abschließend.

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