News und Publikationen
28.10.2022
Länder- und Branchenbewertungen

Soziale Unruhen werden zunehmen, da der sozioökonomische Druck auf der ganzen Welt steigt

political risks by Coface

Während die Ursachen für die wirtschaftliche Unsicherheit vielfältig sind, könnten neue politische Unruhen hinzukommen. Politische Risiken sind seit einigen Jahren ein immer wiederkehrendes Thema in den Nachrichten, das verschiedene Formen annimmt: zunehmender Populismus, soziale Unruhen, Konflikte, Terrorismus und Protektionismus. Die neue geopolitische Landschaft, die durch das Vorgehen Russlands entstanden ist, könnte die Risiken in anderen globalen Krisenherden wieder aufleben lassen. Darüber hinaus schürt der Preisdruck, insbesondere bei den Grundbedarfsgütern, weiterhin Frustrationen, die durch die von der Pandemie ausgelöste Wirtschafts- und Gesundheitskrise noch verstärkt werden.

 

Unser Economic Research-Team hat die Ergebnisse für ihren Indikator für politische und soziale Fragilität aktualisiert. Dieser Index ist von dem im letzten Jahr erreichten Rekordniveau gesunken, deutet aber immer noch auf ein hohes Risikoumfeld hin. Während der Schwerpunkt auf den Risiken von Unruhen in den Schwellenländern liegt, werden die fortgeschrittenen Volkswirtschaften von diesem Anstieg der sozialen Spannungen voraussichtlich nicht verschont bleiben.

 

Trotz des aufkommenden Inflationsdrucks hat sich die sozioökonomische Lage nach der Pandemie gegenüber dem Höhepunkt der Gesundheitskrise verbessert. Während sich der Indikator für politische und soziale Fragilität für 145 der 160 von Coface analysierten Länder im Jahr 2021 verschlechtert hatte, haben sich die Werte für 140 Länder in diesem Jahr verbessert. Diese Verbesserung muss jedoch relativiert werden: Trotz des Rückgangs liegt der durchschnittliche Gesamtindex immer noch ein Prozent über dem Niveau vor der Pandemie, und zwei Drittel der analysierten Länder haben einen höheren Wert als vor zwei Jahren. Diese Daten bestätigen die katalytische Wirkung der Covid-Pandemie auf das politische Risiko und deuten darauf hin, dass der steigende Druck auf die Lebenshaltungskosten, die durch die Pandemie verursachten Risiken, sofort abgelöst hat.

 

Die Rangliste der Werte für den Index der politischen und sozialen Fragilität wird weiterhin vom Iran dominiert (81,6 %). Die wirtschaftliche Not, die bereits 2017 und 2019 Proteste ausgelöst hat, schürt weiterhin die Anfechtung des Regimes. Seit Mitte September haben die Proteste, die durch den Tod der von der Sittenpolizei verhafteten Mahsa Amine ausgelöst wurden, einmal mehr die Fragilität des iranischen Kontextes verdeutlicht. Das "Podium" des Coface-Indikators wird, wie schon 2017, von Syrien (78,0 %) und dem Sudan (76,5 %) ergänzt.

 

Der größte Anstieg des Risikoniveaus betrifft Myanmar (59,9 %), das sich seit dem Militärputsch im Februar 2021 weiterhin in einem Zustand erheblicher Unruhe befindet. Afghanistan, wo die Taliban nach dem Abzug der US-Truppen wieder an die Macht gekommen sind und auch Guinea, das nach einem Putsch immer noch mit Unsicherheit zu kämpfen hat, gehören zu den Ländern, die einen Anstieg der Indizes verzeichnen. Auch Weißrussland, Serbien und Ägypten haben ihre Werte erhöht. Schließlich steht auch die Türkei auf dem Prüfstand, da ihre eher heterodoxe Wirtschaftspolitik weiterhin eine Rekordinflation anheizt.

 

Die explosivsten zivilen Unruhen werden wahrscheinlich dort auftreten, wo die Fähigkeit, die Menschen vor steigenden Lebenshaltungskosten zu schützen, begrenzt ist. Die haushaltspolitische Reaktion auf die Gesundheitskrise hat den politischen Spielraum der Regierungen, insbesondere in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen, weitgehend ausgehöhlt und schränkt somit die Fähigkeit ein, auf neue sozioökonomische Spannungen zu reagieren. Der Schwerpunkt liegt daher auf Schwellenländern, deren öffentliche Finanzen in Schwierigkeiten sind, wie Kenia, Bolivien, Tunesien und Ägypten.

 

Dennoch sind auch die fortgeschrittenen Länder, allen voran Europa, von diesen Risiken nicht verschont. Die europäischen Regierungen haben zwar Ankündigungen gemacht, um die Haushalte vor der Inflation zu schützen, aber die Bevölkerung spürt bereits deren Auswirkungen. Im Vereinigten Königreich beispielsweise deuten neben der Pandemie-Müdigkeit auch politische Skandale und große wirtschaftliche Herausforderungen darauf hin, dass die Geduld mit der Regierung wahrscheinlich sehr begrenzt sein wird. Die Unzufriedenheit der europäischen Bevölkerung manifestiert sich sowohl auf der Straße als auch an den Wahlurnen. Der sich verschlechternde sozioökonomische Kontext gibt den so genannten "Anti-System"-Parteien in ganz Europa neuen Auftrieb, zum Beispiel durch den Sieg der Fratelli d'Italia oder den Durchbruch der national-populistischen Schwedendemokraten

 

Während die sozialen Bedenken unter den fortgeschrittenen Ländern in Europa am stärksten ausgeprägt sind, weisen die Vereinigten Staaten mit 35,1 % den höchsten Wert für den Indikator der politischen und sozialen Fragilität auf. Das Land ist angesichts der bevorstehenden Zwischenwahlen im November in vielen Fragen gespalten. Wirtschaftliche Fragen sind den Wählern ein wichtiges Anliegen, wie die Proteste der Arbeitnehmer, die höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen fordern, zeigen. Debatten über Abtreibungsrechte haben auch den Schutz der Rechte und das Verfahren zur Ernennung von Richtern am Obersten Gerichtshof zur Debatte gestellt.

 

Darüber hinaus hat der geopolitische Umbruch, der durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine ausgelöst wurde, die Sorge geweckt, dass die Spannungen zu Konflikten eskalieren könnten, insbesondere in Eurasien. Die Zusammenstöße zwischen Tadschikistan und Kirgisistan Mitte September sind Teil dieses Kontextes. Auch die erneute Verschärfung der Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland gibt Anlass zur Besorgnis. In Ostasien erinnern die nordkoreanischen Raketenabschüsse an das fragile Sicherheitsumfeld in der Region. Hinzu kommen die wachsenden Sorgen um Taiwan. Vorsicht bleibt also das Gebot der Stunde, wenn es um die Gefahr von Konflikten geht.

 

Laden Sie unser aktuelle Risikoanalyse für Länder und Branchen herunter, um weitere Informationen zu erhalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Während die Ursachen für die wirtschaftliche Unsicherheit vielfältig sind, könnten neue politische Unruhen hinzukommen. Politische Risiken sind seit einigen Jahren ein immer wiederkehrendes Thema in den Nachrichten, das verschiedene Formen annimmt: zunehmender Populismus, soziale Unruhen, Konflikte, Terrorismus und Protektionismus. Die neue geopolitische Landschaft, die durch das Vorgehen Russlands entstanden ist, könnte die Risiken in anderen globalen Krisenherden wieder aufleben lassen. Darüber hinaus schürt der Preisdruck, insbesondere bei den Grundbedarfsgütern, weiterhin Frustrationen, die durch die von der Pandemie ausgelöste Wirtschafts- und Gesundheitskrise noch verstärkt werden.

 

Unser Economic Research-Team hat die Ergebnisse für ihren Indikator für politische und soziale Fragilität aktualisiert. Dieser Index ist von dem im letzten Jahr erreichten Rekordniveau gesunken, deutet aber immer noch auf ein hohes Risikoumfeld hin. Während der Schwerpunkt auf den Risiken von Unruhen in den Schwellenländern liegt, werden die fortgeschrittenen Volkswirtschaften von diesem Anstieg der sozialen Spannungen voraussichtlich nicht verschont bleiben.

 

Trotz des aufkommenden Inflationsdrucks hat sich die sozioökonomische Lage nach der Pandemie gegenüber dem Höhepunkt der Gesundheitskrise verbessert. Während sich der Indikator für politische und soziale Fragilität für 145 der 160 von Coface analysierten Länder im Jahr 2021 verschlechtert hatte, haben sich die Werte für 140 Länder in diesem Jahr verbessert. Diese Verbesserung muss jedoch relativiert werden: Trotz des Rückgangs liegt der durchschnittliche Gesamtindex immer noch ein Prozent über dem Niveau vor der Pandemie, und zwei Drittel der analysierten Länder haben einen höheren Wert als vor zwei Jahren. Diese Daten bestätigen die katalytische Wirkung der Covid-Pandemie auf das politische Risiko und deuten darauf hin, dass der steigende Druck auf die Lebenshaltungskosten, die durch die Pandemie verursachten Risiken, sofort abgelöst hat.

 

Die Rangliste der Werte für den Index der politischen und sozialen Fragilität wird weiterhin vom Iran dominiert (81,6 %). Die wirtschaftliche Not, die bereits 2017 und 2019 Proteste ausgelöst hat, schürt weiterhin die Anfechtung des Regimes. Seit Mitte September haben die Proteste, die durch den Tod der von der Sittenpolizei verhafteten Mahsa Amine ausgelöst wurden, einmal mehr die Fragilität des iranischen Kontextes verdeutlicht. Das "Podium" des Coface-Indikators wird, wie schon 2017, von Syrien (78,0 %) und dem Sudan (76,5 %) ergänzt.

 

Der größte Anstieg des Risikoniveaus betrifft Myanmar (59,9 %), das sich seit dem Militärputsch im Februar 2021 weiterhin in einem Zustand erheblicher Unruhe befindet. Afghanistan, wo die Taliban nach dem Abzug der US-Truppen wieder an die Macht gekommen sind und auch Guinea, das nach einem Putsch immer noch mit Unsicherheit zu kämpfen hat, gehören zu den Ländern, die einen Anstieg der Indizes verzeichnen. Auch Weißrussland, Serbien und Ägypten haben ihre Werte erhöht. Schließlich steht auch die Türkei auf dem Prüfstand, da ihre eher heterodoxe Wirtschaftspolitik weiterhin eine Rekordinflation anheizt.

 

Die explosivsten zivilen Unruhen werden wahrscheinlich dort auftreten, wo die Fähigkeit, die Menschen vor steigenden Lebenshaltungskosten zu schützen, begrenzt ist. Die haushaltspolitische Reaktion auf die Gesundheitskrise hat den politischen Spielraum der Regierungen, insbesondere in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen, weitgehend ausgehöhlt und schränkt somit die Fähigkeit ein, auf neue sozioökonomische Spannungen zu reagieren. Der Schwerpunkt liegt daher auf Schwellenländern, deren öffentliche Finanzen in Schwierigkeiten sind, wie Kenia, Bolivien, Tunesien und Ägypten.

 

Dennoch sind auch die fortgeschrittenen Länder, allen voran Europa, von diesen Risiken nicht verschont. Die europäischen Regierungen haben zwar Ankündigungen gemacht, um die Haushalte vor der Inflation zu schützen, aber die Bevölkerung spürt bereits deren Auswirkungen. Im Vereinigten Königreich beispielsweise deuten neben der Pandemie-Müdigkeit auch politische Skandale und große wirtschaftliche Herausforderungen darauf hin, dass die Geduld mit der Regierung wahrscheinlich sehr begrenzt sein wird. Die Unzufriedenheit der europäischen Bevölkerung manifestiert sich sowohl auf der Straße als auch an den Wahlurnen. Der sich verschlechternde sozioökonomische Kontext gibt den so genannten "Anti-System"-Parteien in ganz Europa neuen Auftrieb, zum Beispiel durch den Sieg der Fratelli d'Italia oder den Durchbruch der national-populistischen Schwedendemokraten

 

Während die sozialen Bedenken unter den fortgeschrittenen Ländern in Europa am stärksten ausgeprägt sind, weisen die Vereinigten Staaten mit 35,1 % den höchsten Wert für den Indikator der politischen und sozialen Fragilität auf. Das Land ist angesichts der bevorstehenden Zwischenwahlen im November in vielen Fragen gespalten. Wirtschaftliche Fragen sind den Wählern ein wichtiges Anliegen, wie die Proteste der Arbeitnehmer, die höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen fordern, zeigen. Debatten über Abtreibungsrechte haben auch den Schutz der Rechte und das Verfahren zur Ernennung von Richtern am Obersten Gerichtshof zur Debatte gestellt.

 

Darüber hinaus hat der geopolitische Umbruch, der durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine ausgelöst wurde, die Sorge geweckt, dass die Spannungen zu Konflikten eskalieren könnten, insbesondere in Eurasien. Die Zusammenstöße zwischen Tadschikistan und Kirgisistan Mitte September sind Teil dieses Kontextes. Auch die erneute Verschärfung der Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland gibt Anlass zur Besorgnis. In Ostasien erinnern die nordkoreanischen Raketenabschüsse an das fragile Sicherheitsumfeld in der Region. Hinzu kommen die wachsenden Sorgen um Taiwan. Vorsicht bleibt also das Gebot der Stunde, wenn es um die Gefahr von Konflikten geht.

Presseveröffentlichung herunterladen : Soziale Unruhen werden zunehmen, da der sozioökonomische Druck auf de... (438,17 kB)

Kontakt


Carina KISS

Communications Manager
Marxergasse 4c
1030 Wien
AUSTRIA
Tel: +43 1 515 54 510
Email: carina.kiss@coface.com

Oben
  • Deutsch
  • English