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11.02.2020
Länder- und Branchenbewertungen

Politische und ökologische Risiken sind die größten Bedrohungen für Unternehmen im Jahr 2020

Political and environmental risks are the main threats facing businesses in 2020

Handelsabkommen zwischen den USA und China wird nicht ausreichen, um den internationalen Handel wieder anzukurbeln

 

Das Jahr 2019 war durch eine Zunahme des Protektionismus mit weltweit über 1.000 Maßnahmen und damit dem ersten Rückgang des Welthandels seit zehn Jahren konfrontiert. Coface geht somit davon aus, dass der internationale Handel im Jahr 2020 nur noch um 0,8 Prozent wachsen wird. Es ist unwahrscheinlich, dass das Stillhalteabkommen zwischen den USA und China das Vertrauen der Unternehmen wiederherstellt oder die Industrie und den Welthandel wesentlich ankurbeln wird, da nur 23 Prozent der zwischen 2017 und 2019 ergriffenen protektionistischen Maßnahmen die USA oder China betreffen. Die Zunahme des Protektionismus ist daher ein globaler und dauerhafter Trend, an den sich die Unternehmen anpassen müssen.

 

Das globale Wachstum, das bereits im letzten Jahr aufgrund dieser Handelsunsicherheiten um 0,75 Prozentpunkte geschrumpft ist, wird sich in diesem Jahr voraussichtlich nicht erholen: Die Experten rechnen mit 2,4 Prozent nach 2,5 Prozent im Vorjahr. Coface erwartet, eine Zunahme der Unternehmensinsolvenzen in 80 Prozent jener Länder, für die in diesem Jahr Prognosen veröffentlicht werden. Dazu zählen: die USA (+3 Prozent), Großbritannien (+3 Prozent, nach einem kumulativen Anstieg von 17 Prozent seit dem Referendum vom Juni 2016), Deutschland (+2 Prozent) und Frankreich (+1 Prozent). Insgesamt rechnet Coface mit einem Anstieg der Insolvenzen weltweit um 2 Prozent.  Dies entspricht dem Stand von 2019.

 

Branchen: Metall leidet, Bau in guter Verfassung

 

Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem protektionistischen Umfeld tragen zur Volatilität der Rohstoffpreise bei, insbesondere die Preise für Landwirtschaft, Metalle und Öl. Nach den Prognosemodellen von Coface werden die Stahlpreise in den nächsten sechs Monaten weiter sinken und die Unternehmen des Sektors benachteiligen, zumal das Wachstum in China, das die Hälfte der weltweiten Stahlnachfrage ausmacht, in diesem Jahr voraussichtlich nur 5,8 Prozent erreichen wird. Daher wurde die Risikobewertung des Metallsektors in fünf Ländern, darunter die USA und Italien, herabgestuft. Darüber hinaus wird das anhaltend niedrige Ölpreisniveau trotz geopolitischer Unsicherheiten (durchschnittlich 60 US-Dollar pro Barrel Brent im Jahr 2020 nach 64 USD im Jahr 2019) einige verschuldete Produzenten, insbesondere in den Vereinigten Staaten, treffen.

 

Auf der positiven Seite profitiert der Bausektor von einer sehr expansiven Geldpolitik: In 4 Ländern, darunter Brasilien und die Türkei, wurde die Bewertung nach oben korrigiert. Insgesamt stufte Coface in diesem Quartal 22 Branchenbewertungen herab und acht nach oben, was die deutlich gestiegenen Risiken für die Wirtschaft widerspiegelt.

 

2020 werden die Unternehmen hauptsächlich mit nicht-wirtschaftlichen Risiken konfrontiert

 

Ende 2019 nahmen die Krisenherde der sozialen Spannungen auf der ganzen Welt mit unterschiedlicher Intensität zu. Dieser grundlegende Trend wurde durch den Anfang 2019 veröffentlichten Coface-Index für politische Risiken, der ein Allzeithoch erreichte, stark vorweggenommen. Dieser Indikator prognostiziert für das Jahr 2020 ein hohes soziales Risiko in mehreren Ländern Afrikas, des Nahen Ostens, Zentralasiens und sogar in Russland.

 

Seit 2019 manifestiert sich die soziale Unzufriedenheit auch in zunehmenden Forderungen nach Umweltschutz. Umweltrisiken haben vielfältige Auswirkungen auf die Kreditvergabe an Unternehmen: häufigere physische Risiken (Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels), aber auch Transformationsrisiken (neue und strengere Vorschriften, veränderte Verbraucherstandards). Bei Letzteren müssen in diesem Jahr die Auswirkungen strengerer Umweltschutzbestimmungen für den Automobilsektor in Indien oder im globalen Schiffsverkehr überwacht werden.

 

Schwellenländer: Staatliche Risiken stehen wieder im Rampenlicht

 

Das Wachstum in den Schwellenländern dürfte sich in diesem Jahr leicht beschleunigen (3,9 Prozent gegenüber 3,5 Prozent im Jahr 2019). Die Staatsverschuldung hat jedoch für diese Länder ein historisch hohes Niveau erreicht und steigt in allen Regionen mit Ausnahme Mittel- und Osteuropas an. In Lateinamerika ist die Verschuldung höher als Ende der 1990er Jahre, die durch immer wiederkehrende Schuldenkrisen gekennzeichnet waren. In Afrika ist die Staatsverschuldung nahe dem Niveau von vor etwa 15 Jahren: eine Periode des Schuldenerlasses durch internationale und bilaterale Geber. Für Unternehmen in diesen Regionen bedeutet dies, dass die Zahlungsrückstände der Regierung und großer staatlicher Unternehmen in diesem Jahr wahrscheinlich zunehmen werden. Die gute Nachricht ist, dass die Struktur der Staatsverschuldung der Schwellenländer im Allgemeinen günstiger ist als vor 20 Jahren, da sie heute zu 80 Prozent auf die lokale Währung lautet.

 

In diesem heiklen und volatilen Umfeld, in dem die Volkswirtschaften mit Gegenwind konfrontiert sind, wurden 4 Länderbewertungen herabgestuft (Kolumbien, Chile, Burkina Faso und Guinea), während 6 Länderbewertungen aufgewertet wurden (Türkei, Senegal, Madagaskar, Nepal, Malediven und Paraguay).

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