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12.10.2015
Länder- und Branchenbewertungen

Wirft China einen Schatten über Asien?

Wirft China einen Schatten über Asien?

China sucht einen Weg für gesünderes und nachhaltigeres Wachstum. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Wirtschaft des Landes und die seiner Nachbarn. 2015 erwartet Coface ein Wachstum das nicht über 6,7 Prozent und für 2016 um die 6,2 Prozent liegen wird. Das ist fast die Hälfte im Vergleich zu 2006 und 2007 mit 13,4 Prozent. China erlebt einen Anpassungsprozess in technologischer und finanzieller Hinsicht: Einige Branchen leiden unter Überkapazitäten und hoher Unternehmensverschuldung, das wiederum negative Auswirkungen auf Investitionen hat. Welche asiatischen Länder werden die ersten Opfer sein, falls es zu einer harten Landung Chinas kommt? Und welche sind weitgehend immun?

Das Reich der Mitte vor einem gravierenden Wandel

Der anhaltende Wandel im chinesischen Modell zeigt sich in zwei wesentlichen Entwicklungen: nachlassende Preiswettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen asiatischen Ländern und ein Übergang zu einem Wachstum, das stärker vom Konsum als von Investitionen getrieben wird.

 

Die steigenden Lohnkosten – teilweise bedingt durch die demografische Entwicklung, da weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter sind – führen zu einer geringeren Wettbewerbsfähigkeit bei Preisen und zwingen das Land dazu, sich ins Segment höherwertiger Produkte zu bewegen. Die Direktinvestitionen aus dem Ausland stagnieren, wovon wettbewerbsfähigere Länder wie Thailand, Malaysien, Indonesien und Vietnam profitieren. Der Beitrag der Investitionen zum Wachstum ist weniger bedeutend geworden. Das zeigt sich in dem gebremsten Anstieg der Kapitalinvestitionen  von nur 11,2 Prozent im ersten Quartal 2015, in den Unternehmensgewinnen und in der Industrieproduktion von 6,3 Prozent im Monatsdurchschnitt des ersten Halbjahrs 2015 verglichen mit 8,3 Prozent in 2014.

 

Im Gegensatz dazu spielt der Konsum eine größere Rolle für das Wachstum. Der Staat unterstützt diese Entwicklung in der Absicht, das Wachstum besser auszubalancieren und die Wirtschaft durch Marktmechanismen effizienter zu machen. Langfristig gesehen wird die Liberalisierung der chinesischen Finanzwirtschaft zurück gehen, verursacht durch den Verlust des Preiswettbewerbs, indem der Konsum unterstützt wird und das Land somit in der Wertschöpfungskette weiter nach oben geführt wird. Kurzfristig aber bestehen Risiken sowohl für die chinesische Wirtschaft als auch für die anderen Länder Asiens.

Welche Ansteckungsrisiken bestehen für andere asiatische Länder?
Hohes Infektionsrisiko: Hongkong, Singapur und Mongolei

Sowohl Hongkong als auch Singapur sind von den Problemen in China in zweifacher Hinsicht stark betroffen. Zunächst durch ihre Finanzmärkte, da die Börsen eng mit dem chinesischen Markt verbunden sind und somit die Banken eine nachlassende Kreditwürdigkeit chinesischer Unternehmen spüren. Weiters durch den Handel, da der Exportanteil nach China in riskanten Branchen sehr hoch ist. Er macht in Hongkong 74 Prozent des BIP aus, in Singapur 15 Prozent.

 

Auch die Mongolei exportiert viel nach China und dürfte daher unter der momentanen Entwicklung leiden. Zum einen tritt ein negativer Preiseffekt ein, da riskante Exporte 43 Prozent des BIP ausmachen. Zum anderen wird aufgrund niedriger Rohstoffpreise als auch geringerer chinesischer Investitionen in relevanten Sektoren die Nachfrage nach Mineralien, Metallen und Treibstoffen sinken.

Moderate Ansteckungsgefahr: Thailand, Malaysien, Indonesien und Vietnam

Die Finanz- und Handelsanfälligkeit in dieser Gruppe der Länder ist erheblich, aufgrund der hohen Exportanteile nach China. Doch der Anteil des Geschäfts mit hochriskanten Branchen betrifft weniger als 10 Prozent des jeweiligen BIP. Alles in allem würde ein zehnprozentiger Rückgang des Exports nach China das Wachstum der Länder nur um weniger als einen Prozentpunkt bremsen. Zudem profitieren diese Länder von der geringeren Wettbewerbsfähigkeit Chinas und erleben einen Zuwachs bei den Direktinvestitionen aus dem Ausland.

Länder mit größter Widerstandsfähigkeit: Indien und Philippinen

Da die Handelsbeziehungen von Indien und den Philippinen mit China eher überschaubar sind, ist auch die Gefahr der finanziellen Ansteckung geringer. Diese Länder profitieren zudem von den gefallenen Rohstoffpreisen. Allerdings könnte Indien später gegenläufig getroffen werden, falls die Golf-Staaten die chinesische Verlangsamung zu spüren bekommen. Für die Philippinen könnte der geringe Unterschied bei den Löhnen zum Problem werden. Allerdings kann nur ein starker Rückgang der Löhne in China entgegen der derzeitigen Entwicklung die ausländischen Direktinvestitionen in den Philippinen nennenswert beeinträchtigen.

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