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24.03.2015
Länder- und Branchenbewertungen

Zahlungsverzögerungen in China auf hohem Niveau: 80% der Unternehmen betroffen

Corporate overdue payments in China at high levels

Das neueste Panorama von Coface zum Thema Risikomanagement zeigt, dass 2014 acht von zehn Unternehmen in China von Zahlungsverzögerungen betroffen waren. Für 2015 wird ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum von 7% erwartet (2014: 7,4%). Da die Unternehmen immer noch unter dem großen Fremdkapitalanteil, den immensen Finanzierungskosten und der geringen Profitabilität (aufgrund von Überkapazitäten) leiden, wird sich das Zahlungsverhalten kurzfristig nicht verbessern.

 

Überfälligkeiten und notleidende Kredite: Ausfallsrisiko steigt

79,8% der Unternehmen berichten im Zuge der aktuellen Studie von Coface von Zahlungsverzögerungen. Das ist zwar eine leichte Verbesserung zu 2013, allerdings ist das Niveau in den letzten drei Jahren hoch (Appendix 1). Mehr als die Hälfte (56,7%) der betroffenen Unternehmen gab zusätzlich an, eine Zunahme an überfälligen Forderungen zu sehen – ein Anstieg um um 11,7% (Appendix 2). Um die 20% berichteten, dass die Dauer der Überfälligkeiten durchschnittlich mehr als 90 Tage betrug (2013: 17,8%). Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass das Zahlungsverhalten auch 2014 ein großes Problem darstellte.

 

“Die Zahlen über notleidende Kredite werden als nachlaufende Indikatoren gesehen und zeigen, dass sich die chinesische Wirtschaft in einer ziemlich angespannten Situation befindet. Das wird durch die Ergebnisse unserer jährlichen Studie zum Zahlungsverhalten bestätigt”,sagt Rocky Tung, Coface-Economist für Asien-Pazifik.„Die Anzahl notleidender Kredite stieg innerhalb eines Jahres um 42,3%. Das wurde vor allem durch den Anstieg von Krediten, die zwischen 91 und 180 Tagen überfällig waren und nicht vollständig zurückgezahlt werden konnten, verursacht. Die Zahl dieser Kredite nahm um 58,8% zu. Diese Entwicklungen zeigen, dass sowohl in der Realwirtschaft als auch im Finanzsystem die Risiken steigen.“

 

Um die 62% der Unternehmen erwarten langsameres Wachstum

Das Wirtschaftswachstum von 7,4% 2014 war für China das geringste seit 24 Jahren. Die Verlangsamung dürfte sich auch in diesem Jahr fortsetzten. Coface erwartet ein BIP von 7% und setzte China kürzlich in der Länderbewertung in der Kategorie A3 auf die negative Watchlist. Gründe dafür waren die geringere wirtschaftliche Aktivität, die hohe Verschuldung, die hohen Finanzierungskosten und das verschlechterte Zahlungsverhalten. (Für die Regierung ist die Wirtschaft des Landes mit einem stabilen Beschäftigungszuwachs und moderater Inflation seit Mitte 2014 auf dem richtigen Weg.) Doch die dynamische Entwicklung auf dem Immobilienmarkt muss genau beobachtet werden. Es ist im Interesse der Regierung, dass sich dieser sensible Sektor nicht weiter verschlechtert – nicht zuletzt, da die Übertragung von Landnutzungsrechten eine wichtige Einnahmequelle für sie ist (28,2% in 2013). Da China gerade dabei ist, 13 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen, dürfte die Inflationsrate niedrig bleiben. Coface prognostiziert 2,2% für 2015. Der Immobilienmarkt zeigt erste Anzeichen einer Erholung, seit die Regierung Kaufrestriktionen in fast allen – bis auf fünf – Städten aufgehoben und monetäre Maßnahmen vorgenommen hat (Zinsschnitte im November 2014 und Reduzierungen der erforderlichen Finanzreserven für Banken im Februar 2015). Die Wachstumsprognose von 7% deckt sich mit den Einschätzungen der Regierung. Für Unternehmen ist diese niedrige Rate nicht überraschend. 61,7% der befragten Betriebe erwarten für 2015 eine weitere Verlangsamung des BIP-Wachstums (Appendix 4).

 

Unternehmen vor Herausforderungen durch Strukturreformen

Die Realwirtschaft steht vor zunehmenden Herausforderungen in drei wichtigen Bereichen: 1.der große Fremdkapitalanteil, 2. hohe Finanzierungskosten, 3. geringe Profitabilität durch Überkapazitäten in verschiedenen Branchen. Die monetären Easing-Maßnahmen werden umgesetzt, um den verlangsamten Wachstumsprozesses zu glätten. Wenn nicht zugleich den Betroffenen Finanzierungslösungen zu günstigen Konditionen angeboten werden (die sie berechtigterweise benötigen), könnten die Maßnahmen ihren Zweck nicht erfüllen und stattdessen würde nur weiterer Druck auf die Kreditversorgung entstehen.

 

“Die unkonventionellen Maßnahmen, die den Liquiditätsunterschied in der Realwirtschaft ausgleichen könnten, sind im vollen Gange. Besonders KMU, die kleinen und mittleren Unternehmen, könnten davon profitieren. Wenn die chinesische Politik Struktur- und Finanzreformen umsetzt, braucht es Geduld. So sollen zum Beispiel privat finanzierte Banken gerade den Bedürfnissen der KMU entgegen kommen. Bis solche Banken jedoch nach einer Genehmigung gegründet wurden, dauerte es einige Zeit. Wir werden generell noch etwas Zeit brauchen bis sich mittelfristig positive Ergebnisse einstellen“, meint Rocky Tung.

 

Branchen mit hohem Risiko: Chemie, Bau, Holz-Papier, Metall

Die Unternehmen in China stehen auch 2015 vor enormen Herausforderungen. Coface bewertet neun wichtige Branchen mit Blick auf die Zahlungserfahrungen und ihre finanzielle Situation. Vor dem Hintergrund des verlangsamten Wirtschaftswachstums müssen die Unternehmen auf die geringere Nachfrage reagieren und zugleich neue Wachstumstreiber finden. Angesichts der hohen Verschuldung ist es wichtig, dass die Finanzierungskosten sinken. Grund zur Sorge gibt trotz Stabilisierung weiterhin die Metallindustrie des Landes. Aber auch in der Chemiebranche, am Bau und im Holz-Papier-Bereich steigen die Risiken in Bezug auf die Zahlungssicherheit und die Finanzausstattung der Unternehmen.

 

 

Zur Methode:

Seit 2003 führt Coface jährlich die Studie zum Zahlungsverhalten und Risikomanagement chinesischer Unternehmen durch. Die Untersuchung 2014 ist somit die 12. Ausgabe. Im Oktober und November 2014 wurden 882 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen befragt. Die Studie verhilft zu einem besseren Verständnis für das Zahlungsverhalten von chinesischen Unternehmen und ihren Kreditmanagement-Praktiken.

Presseveröffentlichung herunterladen : Zahlungsverzögerungen in China auf hohem Niveau: 80% der Unternehmen ... (138,13 kB)
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