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08.10.2013
Länder- und Branchenbewertungen

Erhöhte Risiken für Chemie, Pharma und Automobil - Coface Branchenpanorama: Europa im Fokus

Coface Branchenpanorama: Europa im Fokus

Für drei von 14 analysierten Branchen sendet der Coface Risiko-Indikator Alarmsignale. Die Bewertung erstellen Coface-Ökonomen auf Basis der Zahlungserfahrungen mit Unternehmen, die in der Risikoprüfung des Kreditversicherers beobachtet werden.

Der Risikoanstieg seit April 2013 betrifft:

  • Chemie:Das Risiko bewegt sich von „mittel” auf „hoch” in Europa und den asiatischen Schwellenländern. In Europa sank die Profitabilität der Chemie-Unternehmen um 19%. Das lässt sich auf die schleppende Nachfrage und die Konkurrenz durch US-Exporteure zurückführen. In den asiatischen Schwellenländern, besonders stark in China, bekamen die KMUs bereits die versiegende Kreditversorgung zu spüren.
  • Pharma:In Europa ist das Risiko „hoch”. In den Apotheken gehen die Umsätze und Gewinne zurück, auch Zwischenhändler sind von den Reduzierungsmaßnahmen im Gesundheitssektor betroffen. In den asiatischen Schwellenländern und in Nordamerika ist eine relative Stabilisierung bemerkbar, das Risiko wird als „moderat“ eingestuft.
  • Automobilindustrie:Für die am stärksten betroffene Branche steigt das Risiko in Europa auf „sehr hoch“. Die Krise von 2009 hat die Karten für die globale Autoindustrie neu verteilt. Die europäische Branche war am stärksten betroffen und ist durch strukturell hohe Produktionskosten und fehlende Binnennachfrage noch immer am absteigenden Ast. Eine neue Welle an Insolvenzen im französischen Automobilsektor veranschaulicht das europäische Problem: Zwischen August 2012 und Juli 2013 stiegen die Insolvenzen um 11%.

Schlimmer noch, die Insolvenzkosten für Lieferanten stiegen um 35% und führen zu einer steigenden Anzahl an Folgeinsolvenzen größerer Unternehmen. Vor allem Autohändler (58% der Gesamtzahl) und Subunternehmer (24%) sind davon betroffen. Wie ernst die Lage ist, zeigt sich im Vergleich mit den Gesamtinsolvenzen in Frankreich: Sie stiegen um nur 6%, die Insolvenzkosten fielen um 5,8%.

Automobilindustrie in der Türkei und in Russland: Ist es das Risiko wert?

Internationale Konzerne im Automobilsektor wenden sich den Schwellenländern zu. Besonders die Türkei mit sehr wettbewerbsfähigen Kosten und einer hohen Exportorientierung und Russland mit seinem sehr großen und dynamischen Binnenmarkt sind im Blickpunkt. Auf diese zwei attraktiven Märkte zu setzen ist gewagt, dennoch übersteigt ihr Potenzial das Risiko.

Was sind die Risiken?

Neben der Volatilität des Wachstums haben beide Länder auch Schattenseiten. Der türkische Automobilsektor ist anfällig durch die starke Abhängigkeit von den Entwicklungen in der Europäischen Union. Dorthin gehen 40% der türkischen Exporte, hinzu kommt eine hohe Steuerbelastung. Außerdem reichen die Fortschritte in Forschung und Entwicklung nicht aus, um mit den zentral- und osteuropäischen Ländern mithalten zu können. In Russland kämpfen Subunternehmen mit dem allgegenwärtigen Protektionismus, obwohl das Land kürzlich der WTO beigetreten ist.

Welches Potenzial gibt es?

Trotz der Nachteile bieten beide Länder gute Chancen für Industrie und Investoren. Die schnell wachsende Mittelklasse bleibt ein wichtiger Faktor, da Autos und Zubehör bei dieser gefragt sind. Tatsächlich ist die Anzahl an Autos gering: In der Türkei kommen auf 1.000 Einwohner 151 Autos, in Russland sind es 260 – verglichen mit 613 in Westeuropa. Die Länder sind auch deshalb attraktiv, da die Regierungen die Branchen dabei unterstützen, in großen Schritten voranzukommen.

“Langfristig kann sich die Industriepolitik nicht über die Kosten differenzieren. Um weiter ausländische Investoren anzusprechen, müssen sich Schwellenländer – inklusive Russland und Türkei – auf Innovationen konzentrieren. Was die Aussichten für Europa betrifft, heißt das, dass die stark von der Krise betroffenen Händler das Geschäftsmodell neu überdenken müssen. Flexibilität und Kundenorientierung müssen im Fokus stehen”,erklärt  Nicolas de Buttet, Director of Underwriting für die Region Westeuropa bei Coface.

 

Zum Coface Risiko-Indikator:

Der Index basiert auf den Zahlungserfahrungen mit Unternehmen, die in der Risikoprüfung des Kreditversicherers beobachtet werden. Ausgewertet werden auch Veränderungen der Finanzdaten von über 6.000 börsennotierten Unternehmen in asiatischen Schwellenländern, Nordamerika und den EU-15-Ländern. Parameter sind Umsatz, Renditekennzahlen, Schuldenquote, Cashflow sowie Zahlungsausfälle. Die Daten werden auf vier Risikokategorien heruntergebrochen: gering, mittel, hoch und sehr hoch.

Presseveröffentlichung herunterladen : Erhöhte Risiken für Chemie, Pharma und Automobil - Coface Branchenpa... (101,62 kB)

Siehe auch


Coface Panorama Sectors Autumn 2013

 

Übersichtstabelle zum Download unter: 

http://www.ots.at/pressemappe/4199/coface 

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