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29.01.2015
Länder- und Branchenbewertungen

19. Country Risk Conference in Paris: Die weltweite Erholung der Wirtschaft 2015 wird mühsam und ist zahlreichen Risiken ausgesetzt

2015 COUNTRY RISK CONFERENCE: IN 2015, THE GLOBAL RECOVERY WILL BE LABORIOUS AND SUBJECT TO MULTIPLE RISKS
Die Weltwirtschaft ist auf dem Weg der schrittweisen Erholung. Das globale Wirtschaftswachstum fällt weniger kräftig aus als vor der Krise 2008, folgt aber einem moderaten Aufwärtstrend: +3,1% 2015, nach +2,8% 2014 und +2,7% 2013. Leichte Verbesserungen werden sowohl in den Industrieländern (von +1,7% 2014 auf +2,1% 2015) als auch in den Schwellenländern (von +4,2% auf +4,3%) erwartet.
Industrieländer: definitiv eine Erholung, allerdings immer noch fragil aufgrund der zurückhaltenden Investitionen in Europa

Coface ist vorsichtig optimistisch bei der Bewertung der Risiken in den Industrieländern. In den USA basiert das starke Wachstum (2,9% 2015) auf einer robusten Inlandsnachfrage und einer wahren Renaissance der Industrie, wie beispielsweise der Automobilindustrie, wo die Unternehmen einen Auslastungsgrad von 90% verzeichnen. Die Firmen profitieren von verschiedenen Kostenreduktionen: niedrigere Energiekosten – in Zusammenhang mit dem Ausbau der Schiefergasförderung und den sinkenden Ölpreisen – und niedrigerer Anstieg der Gehälter. Die Stahlindustrie bleibt der einzige Sektor, bei dem das Risiko als hoch eingeschätzt wird. Dagegen besteht bei Chemie, Textil, Transport und Automobilindustrie moderates Risiko. Dies ist die beste Bewertung, die Coface für Branchen vergibt.

Die Erholung ist in Europa deutlich schwächer, jedoch spürbar. In der Eurozone wird mit einem Plus von 1,2% im heurigen Jahr gerechnet (nach +0,8% 2014 und -0,4% 2013). Nach der letzten Aufwertung von Spanien, Deutschland und Österreich, vermeldet Coface eine weitere Verbesserung: die Bewertung von Portugal mit B wird auf die positive Watchlist gesetzt. Aufgrund der Anstrengungen und der Reformpläne nach Verlassen des Rettungsschirmes wird das Land 2015 ein Wachstum von 1,2% verzeichnen. Die finanzielle Situation der Unternehmen verbessert sich sukzessive: Die Margen erholen sich und die Insolvenzen sinken.

Auch in Frankreich und Italien verzeichnet Coface Verbesserungen bei der finanziellen Lage der Unternehmen. Bis Ende 2015 wird mit einem Anstieg der Margen in Frankreich auf 31,1% gerechnet. Dies entspricht dem gleichen Niveau wie 2009 und ist das Ergebnis des von der Regierung eingeführten „Pakts der Verantwortung" und dem Sinken der Ölpreise. Die Unternehmen werden jedoch aufgrund der "Lowflation" (schwaches Wachstum und schwache Inflation) und dem steigenden politischen Risiko in der Eurozone (Unsicherheit über die Fähigkeit der Regierungen, Reformen durchzuführen, wachsende Popularität von Anti-EU Bewegungen), bei Investitionsentscheidungen vorsichtig bleiben.

In Europa ist die reduzierte Investitionsbereitschaft das Herz der Lowflation. Die hohe öffentliche und private Verschuldung haben zur Folge, dass ein Großteil der Einnahmen zur Schuldentilgung verwendet wird. Negative Inflation – verursacht durch schwache Nachfrage – führt zu einem Anstieg des realen Schuldenwerts. Die Reduktion der öffentlichen und privaten Schulden erhöht den Deflationsdruck, welcher wiederum die Schuldentilgung erschwert. In diesem Zusammenhang ist die offensive Aktion der EZB als eine sichere Rahmenbedingung sowohl für Unternehmen als auch private Haushalte wichtig, um eine Deflationskrise zu verhindern. Dennoch werden die Maßnahmen der EZB nicht ausreichen, um Investitionen in der Realwirtschaft bedeutend anzukurbeln.

"Nach der Staatsschuldenkrise sieht sich Europa nun dem gegenteiligen Risiko gegenüber: jenes der Beibehaltung hoher Verschuldung, welche die Erholung deutlich beeinträchtigt und den Deflationsdruck erhöht. Das Wachstum wird weiters durch geopolitische Ereignisse mit ungewissem Ausgang gehemmt, vor allem durch den Russland-Ukraine Konflikt, welcher die Moral der Wirtschaftsakteure untergräbt. Auch die Rückkehr der politischen Unsicherheit in Europa beeinträchtigt das Vertrauen. In dieser Hinsicht werden die in 2015 anstehenden Wahlen wichtige Tests sein", sagt Yves Zlotowski, Chief Economist, Coface Group.

 

Schwellenländer: Rückkehr „traditioneller" Krisen, mit einigen erfreulichen Ausnahmen

Während das Wirtschaftswachstum im Großen und Ganzen stark bleibt, leiden die Schwellenländer unter der Rückkehr traditioneller Krisen: mit dem Abzug von Kapital und Spannungen bei ihren Wechselkursen. Die Volatilität von sechs, seit 2009 anfälligen, Währungen dient als Beispiel: Brasilien, Indien, Indonesien, Türkei, Südafrika und Russland. Die Kombination aus wirtschaftlichem Abschwung, steigender privater Verschuldung und wiederholten Abwertungen, hat Coface dazu veranlasst, einige Länderbewertungen nach unten zu verändern. Die letzte Entscheidung in dieser Richtung war die Abwertung der Türkei auf B (Wachstum von 3,5% 2015 erwartet) und Russland auf C (-3,0% 2015). Es ist in diesem Zusammenhang wichtig zu erwähnen, dass systemische Krisen kein Thema mehr in den Schwellenländern sind, auch wenn die Unternehmen nach wie vor gefährdet sind. Die Banken sind stärker und die öffentlichen Finanzen sind solide. Kein großes Schwellenland musste um Hilfe beim IWF ansuchen. Allerdings waren 2014 zwei große lateinamerikanische Länder besonders dem Risiko einer externen Liquiditätskrise ausgesetzt: Venezuela und Argentinien. In beiden Fällen ist als letztes Mittel China als „Vermittler von Liquidität" eingesprungen.

Andere Länder wiederum haben sich dagegen durch positive Trends ausgezeichnet:

Vietnam – hier wurde die Bewertung mit C auf die positive Watchlist gesetzt – hat trotz schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen den Wechselkurs stabilisiert, ist ins obere Marktsegment aufgestiegen (was sich in der Dynamik der Exporte von elektronischen Produkten niederschlägt) und lockte Auslandsinvestitionen, vor allem aus Korea, an. Coface hat auch die Bewertung von Sri Lanka um einen Grad auf B erhöht. Denn seit dem Ende des Bürkerkrieges 2009 war das Wachstum stark und das Budgetdefizit ist gesunken.

 

Negative Watchlist für China: erste Abwertung der Unternehmensrisiken seit 2010

Für Coface befinden sich die chinesischen Unternehmen inzwischen in einer Gefahrenzone. Daher die Entscheidung die A3-Bewertung Chinas auf die negative Watchlist zu setzen.

Derzeit sind die Unternehmen mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert: Überkapazitäten bleiben in einigen Sektoren, wie Metallurgie und Bau, bestehen; die Konjunkturabschwächung ist bestätigt. Für 2015 erwartet Coface ein Wachstum von 7%.

Darüber hinaus hat der Verschuldungsgrad ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Die Verschuldung der privaten Haushalte wird von Coface auf über 200% des BIP geschätzt. Die Bankkredite wachsen rascher als das BIP. Dazu kommt noch die Finanzierung durch Schattenbanken, welche nicht transparent ist und wo teilweise Wucherzinsen verlangt werden. Diese Phase der steigenden Risiken ist unvermeidbar und immanent für die "Normalisierung" des chinesischen Wirtschaftswachstums. Die Bereitschaft der Behörden, Konsum zum Nachteil von Investitionen zu bevorzugen um Überkapazitäten zu reduzieren, bedeutet, dass die Unternehmen ihre kolossalen Schulden nicht mehr systematisch refinanzieren können. Als Konsequenz daraus gehen wir davon aus, dass chinesische Unternehmen 2015 Zahlungsschwierigkeiten haben werden, da die Inlandsnachfrage weniger lebhaft, dafür mittelfristig nachhaltiger sein wird.

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