Weitere Herabstufungen wegen Brexit-Schock und sinkenden Öleinnahmen

- Globales Wachstum: stabil in Industrieländern, leicht verbessert in Emerging Markets
- Trotz des “historischen” Algier-Abkommens bleibt Öl ein großes Thema
- Vier Länder herabgestuft, die von gefallenen Rohstoffpreisen betroffen sind
- Steigende Risiken auf der politischen Ebene und im europäischen Bankensektor
- Ungewissheit nach Brexit: Großbritannien in A3 herabgestuft
Weitere Ölschock-Opfer
Die großen Unsicherheiten in der Weltwirtschaft belasten die finanzielle Situation der Unternehmen. Zwei wesentliche Faktoren wirken sich hier anhaltend aus: der schleppende Welthandel und die Ölpreisentwicklung.
So lässt die schwache Dynamik im Welthandel nicht darauf schließen, dass sich das gesamtwirtschaftliche Wachstum spürbar erholt und beschleunigt. So dürfte die Wirtschaft in den Industrieländern, in denen die Inlandsnachfrage weiter lahmt, in diesem Jahr um 1,6 Prozent und 2017 um 1,5 Prozent zulegen. Die Situation in den USA motiviert die Unternehmen nicht, zusätzliche Jobs zu schaffen. Japan bleibt trotz der finanzpolitischen Maßnahmen zum Ausgleich der schwachen privaten Investitionen unter Druck. Eine Besserung zeichnet sich allerdings bei den Emerging Markets ab, die zusammen genommen in diesem Jahr um 3,7 Prozent und im nächsten Jahr um voraussichtlich 4,2 Prozent wachsen dürften. Diese Entwicklung wird gestützt durch Russland und Brasilien, die 2017 aus der Rezession kommen werden. Finanzindikatoren und eine niedrigere Inflation deuten darauf hin, dass beide Länder ihren Tiefpunkt erreicht haben dürften.
Die Ölpreise bleiben für die aufstrebenden Länder eine Kernfrage. Trotz des “historischen” OPEC-Abkommens über die Fördermengen wird sich der Brent-Ölpreis wohl nicht dynamisch, sondern eher moderat nach oben entwickeln. Coface prognostiziert einen durchschnittlichen Preis von 44 US-Dollar in diesem Jahr und 51 US-Dollar im nächsten. Ein Gleichgenwicht von Angebot und Nachfrage ist kurzfristig nicht zu erwarten. Diese Entwicklung hat Herabstufungen von mehreren rohstoffabhängigen Ländern in der Coface-Länderbewertung zur Folge.
- In Oman (B) gehen die öffentlichen Ausgaben dramatisch zurück, das wirkt sich auf die Investitionen insgesamt aus;
- Trinidad und Tobago (B) fördert deutlich weniger Gas und Öl. Die Produktion leidet zudem darunter, dass einige Ölfelder erschöpft sind und Erhaltungsarbeiten an Produktionsanlagen nötig sind.
- Nigeria (D) ist in einer Rezession, die Devisenreserven sind dezimiert. Die daraus resultierenden Schwierigkeiten beim Import belastet die industrielle Produktion.
- Die Mongolei (D) ist von der verlangsamten Wirtschaft in China betroffen. China nimmt mehr als 90 Prozent der mongolischen Ausfuhren auf. Hinzu kommen die schwachen Rohstoffpreise. Das Land ist an der Schwelle zu einer Zahlungskrise.
Großbritannien wegen Unsicherheiten aus Brexit herabgestuft
Europa ist aufgrund politischer Entwicklungen und der Bankrisiken destabilisiert.
Die politischen Risiken in Griechenland, Spanien und Italien halten an. Das größte Problem in Europa aber ist der Brexit. Während das Wachstum im Vereinigten Königreich dieses Jahr noch 1,9 Prozent betragen wird, bricht es 2017 voraussichtlich auf 0,9 Prozent ein. Daran dürfte auch die Zinssenkung durch die Bank of England im August und eine womöglich günstige Einigung mit der EU nichts ändern. Besonders der Immobilienmarkt muss beobachtet werden. Die Belastung der privaten Haushalte mit Krediten und Hypotheken beträgt 132 Prozent des verfügbaren Einkommens, die Preise sind um gut ein Drittel (34,6 Prozent) überbewertet. In diesem höchst unsicheren Umfeld, in dem die Modalitäten des EU-Ausstiegs noch nicht feststehen, schwankt das Britische Pfund und hat deutlich an Wert verloren, besonders gegenüber dem US-Dollar.
Die unklaren kurzfristigen Aussichten wirken nicht nur in der britischen Wirtschaft negativ auf das Vertrauen, sondern in ganz Europa. Coface hat daher die Bewertung Großbritanniens um eine Stufe auf A3 zurückgenommen - auch wenn der Export von den für die Ausfuhren günstigeren Währungsrelationen profitiert. So notierte das Pfund Ende Oktober auf einem 31-Jahrestief zum Dollar. Auf der anderen Seite bremst die Inflation die Konsumausgaben.
Über den Brexit hinaus sorgt die Lage von etlichen Banken in Europa für Sorgen, verstärkt nach den Stresstests in diesem Sommer. Die Tests brachten Probleme bei über einem Dutzend Banken zutage, vor allem in Italien und Deutschland.
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