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27.11.2012
Länder- und Branchenbewertungen

Coface: CEE Top 500-Unternehmen steigerten Gewinne um fast 50 Prozent

Coface: CEE Top 500-Unternehmen steigerten Gewinne um fast 50 Prozent

Polen verteidigt Spitzenposition im Ranking, Ukraine setzt Aufwärts- und Ungarn Negativtrend fort – Wirtschaftsregion Zentral- und Osteuropa heute heterogener als vor der Krise – Großbetriebe als Stabilitätsfaktor

Der internationale Kreditversicherer Coface präsentierte heute seine jährliche Studie über die „CEE Top 500“. Dieses Ranking, das heuer zum vierten Mal erstellt wurde, reiht die 500 größten Unternehmen aus Zentral- und Osteuropa nach ihrem Umsatz, analysiert aber auch weitere Faktoren wie die Zahl der Beschäftigten und die Rahmenbedingungen in den einzelnen Unternehmen, Branchen und Märkten.

Katarzyna Kompowska, Executive Managerin Coface Europe, dazu: „Wie es den Top-Unternehmen eines Landes geht, ist auch ein wichtiger Indikator für die gesamtwirtschaftliche Lage: Als ‚Zugpferde’ der nationalen Wirtschaft leisten sie einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität in dem betreffenden Land, sind wichtiger Arbeitgeber und Wachstumsmotor.“

Top-Player wachsen zweistellig

Die Top-Player aus der CEE-Region können auf ein gutes Geschäftsjahr 2011 zurückblicken: Die Umsätze und Profite der 500 größten Unternehmen in Zentral- und Osteuropa stiegen im Vorjahresvergleich erneut deutlich an. Die Zahl der Mitarbeiter der gewerteten Unternehmen stieg nach einem Rückgang von 2009 auf 2010 nun im Jahresvergleich wieder an: Insgesamt arbeiteten im Jahr 2011 mit rd. 2,8 Mio. Menschen um 12,2% mehr Beschäftigte in den Unternehmen der CEE Top 500 als noch 2010 (rd. 2,5 Mio. Personen). Damit beweisen sich die Top-Unternehmen erneut als wichtiger Stabilitätsfaktor für den Arbeitsmarkt der Region, wobei nach wie vor große Unterschiede zwischen einzelnen Ländern und Branchen zu verzeichnen sind.

Nachdem die Top-Player aus Zentral- und Osteuropa bereits im Jahr 2010 Umsatzsteigerungen verzeichnen konnten, wuchsen die Umsätze der 500 größten Unternehmen in der Region im Vorjahr erneut um 16,0% auf insgesamt 612,5 Mrd. Euro. Auch die Nettogewinne verbesserten sich im Jahr 2011 deutlich um 45,5% auf nunmehr 30,0 Mrd. Euro.

Die Spitzenplätze: Polen, die Ukraine und Ungarn

Polen stellt mit 31,8% bzw. 159 Betrieben den größten Anteil der CEE Top 500-Unternehmen und führt damit – wie schon in den Vorjahren – das Ranking an. Polen, mit 38,1 Mio. Einwohnern ein Riese unter den analysierten Ländern, konnte als einziges Land der Region auch in den Jahren 2009 und 2010 eine positive Entwicklung vorweisen. Im Jahr 2011 wuchs die polnische Wirtschaft um 4,3% und liegt somit über dem Durchschnitt der 27 EU-Mitgliedsstaaten – bleibt aber hinter den Erwartungen zurück. Gleichzeitig ist es etwas riskanter geworden, in Polen Geschäfte zu machen – die Insolvenzfälle stiegen um 10% im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch hat Polen mit 0,03% die niedrigste Insolvenzrate der Region.

An zweiter Stelle des Rankings folgt die Ukraine, die mit 15,0% der Top-Unternehmen erstmals Ungarn (mit 13,0%) auf den dritten Platz verdrängen konnte. Die Ukraine setzt damit ihren Aufwärtstrend fort – 2010 erstmals unter den Top 3, ist sie 2011 noch einen Platz vorgerückt.

Ungarn, das nur mehr die drittmeisten Top-Unternehmen der CEE-Region stellt, bewegt sich am Rande der Rezession – was auch das Ranking der Top 500-Unternehmen widerspiegelt. 63,5% der bewerteten Unternehmen aus Ungarn haben im Vergleich zu 2010 einen schlechteren Listenplatz. Nur Unternehmen, die ihr Einkommen großteils aus dem Export generieren, konnten im Ranking aufrücken.

Tschechien hat sich 2011 mit 48 Unternehmen wieder an die 4. Stelle des Rankings vorgearbeitet und Rumänien folgt auf Platz 5 mit 44 Unternehmen in der Wertung. Weiters sind die Slowakei (28 Unternehmen, Platz 6), Litauen (17 Unternehmen, Platz 7), Bulgarien (16 Unternehmen, Platz 8), Slowenien (14 Unternehmen, Platz 9) und Serbien (12 Unternehmen, Platz 10) unter den Top 10. Darauf folgen Kroatien mit 10 Unternehmen auf Platz 11, Lettland mit 7 Betrieben auf Platz 12 und das Schlusslicht des Ländervergleichs bildet wie in den Vorjahren Estland, das aber von 2010 auf 2011 einen großen Sprung gemacht hat – von einem auf fünf Unternehmen in der Wertung.

Gewinner und Verlierer

Die CEE Top 500 spiegeln auch die wirtschaftliche Entwicklung in Zentral- und Mitteleuropa wider, wo nach unterschiedlichen Auswirkungen der Wirtschaftskrise nun im Jahr 2011 in fast allen Ländern (mit Ausnahme von Kroatien, wo die Wirtschaft stagnierte) eine positive BIP-Entwicklung beobachtet werden konnte: Die Zeichen stehen wieder auf Wachstum und auch die Situation am Arbeitsmarkt hat sich entschärft.

Die meisten Branchen profitieren von dieser Entwicklung: Der Automobilsektor konnte 2011 stark steigende Umsätze verzeichnen, ebenso gab es Zuwächse bei den Tankstellenbetreibern, dem Produktionssektor, dem Bergbau und der Metallindustrie. Einzig der Telekommunikationsbereich musste Rückgänge hinnehmen. Der Öl- und Gassektor stellte mit 69 Unternehmen neuerlich die meisten Betriebe in den CEE Top 500. Mit einer Steigerung der vertretenen Unternehmen von 29 auf 41 legte die Metallindustrie deutlich zu. Der Lebensmittelbereich, die Pharmaindustrie, der Großhandel sowie der Bausektor sind dagegen schwächer vertreten als noch 2010.

CEE: Wirtschaftswachstum ist zurück, Region aber heterogen

Katarzyna Kompowska zur aktuellen Situation in der Region: „Insgesamt zeigt sich eine Stabilisierung der Lage, die Wirtschaft in Zentral- und Osteuropa wächst wieder. Die Entwicklungen in den einzelnen Nationen sind aber sehr unterschiedlich. Während wir vor der Krise einen Prozess der wirtschaftlichen Angleichung beobachten konnten, sehen wir seit der Krise eine verstärkte Differenzierung. Die CEE-Region ist heute heterogener als vor ein paar Jahren. Umso wichtiger ist eine individuelle Betrachtung der einzelnen Länder.“

Ein anschauliches Beispiel dafür liefert die Insolvenzstatistik: Die Zahl der Unternehmenspleiten in der CEE-Region ist von 2010 auf 2011 im Schnitt um 5% gestiegen. Bei Betrachtung der einzelnen Länder zeigen sich aber große Unterschiede: In Litauen sind z. B. die Insolvenzen 2011 um -24% zurückgegangen, in Lettland sogar um -66%, während diese im gleichen Zeitraum z. B. in Kroatien um +103% und in Slowenien um +32% stiegen. Die Gründe dafür sind höchst unterschiedlich: In Lettland erreichte die Krise 2010 ihren Höhepunkt, trotz der rückläufigen Tendenz 2011 liegen die Insolvenzen also noch auf einem hohen Niveau. Der massive Anstieg der Insolvenzen in Kroatien ist hingegen auf eine Verschärfung des Insolvenzrechts zurückzuführen: Unternehmen ohne Beschäftigte, deren Bank-Konto für mehr als 60 Tage blockiert ist, werden dort seit 2011 automatisch in ein schnelles Insolvenzverfahren geschickt.

Prognose 2013: +1,8% Wirtschaftswachstum

Für 2013 rechnet Coface in der CEE-Region mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von +1,8%, wobei Ungarn mit +1,0% und Tschechien mit +1,5% Wachstum unter dem Schnitt der Region liegen. Aufgrund des krisenbedingten Aufholbedarfs werden den baltischen Ländern wie z. B. Litauen mit +3,5% und Lettland mit +3,6% das größte Wirtschaftswachstum vorhergesagt. Zum Vergleich: Das Wirtschaftswachstum in Österreich wird nach Einschätzung von Coface bei 1,7% liegen.

„Zentral- und Osteuropa ist eine vielfältige Region, die sich dynamisch entwickelt. Gerade deshalb ist es besonders wichtig, die einzelnen Märkte möglichst präzise und differenziert zu beobachten. Coface ist seit fast einem Vierteljahrhundert in der Region vertreten und analysiert die Situation vor Ort – bis hin zu den einzelnen Unternehmen – laufend“, so Kompowska abschließend.

 

Über die CEE Top 500:

Die Liste der CEE Top 500 ist ein Gemeinschaftsprojekt der Niederlassungen von Coface in Zentral- und Osteuropa. Das Ranking umfasst die größten Unternehmen der Region – gemessen an deren Umsatz im Kalenderjahr 2011 – und wurde in diesem Jahr bereits zum vierten Mal erstellt. Dabei wurden folgende Länder berücksichtigt: Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ukraine und Ungarn. In jedem dieser Länder wurden die größten Unternehmen (ab einem Umsatz von 120 Mio. Euro) ermittelt, wobei Finanzdienstleister wie z. B. Banken, Versicherungen, Leasinggesellschaften oder Börsenmakler nicht berücksichtigt wurden. Neben dem Umsatz beinhaltet das Ranking der CEE Top 500 andere wichtige Unternehmenskennzahlen, darunter den Net-Profit, die Anzahl der Beschäftigten und die jeweiligen Veränderungen zum Vorjahr.

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