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26.04.2013
Länder- und Branchenbewertungen

Coface Branchenpanorama: Kluft zwischen Europa und dem Rest der Welt wird größer

Coface Branchenpanorama: Kluft zwischen Europa und dem Rest der Welt wird größer

Risiken von 14 Branchen in den Regionen EU, Nordamerika und aufstrebendes Asien bewertet.

- Weltweit steigt das Kreditrisiko in der Metallindustrie – Energie und Pharmazie zufriedenstellend

- Keine Entlastung für Branchen in Europa – höhere Risiken in Asien und Nordamerika nur in einigen Branchen

- Fokus: Traditioneller Einzelhandel im Wettbewerb mit wachsendem E-Commerce, Chancen und Risiken für Unternehmen

Kreditrisiko hoch in Europa, positiver Ausblick für die asiatischen Schwellenländer und Nordamerika

Ein von Coface-Analysten speziell entwickelter Risiko-Index weist eine signifikante Kluft bei den Branchenrisiken zwischen den aufstrebenden Ländern in Asien sowie Nordamerika auf der einen Seite und der Europäischen Union (EU-15) auf der anderen Seite aus. Der Index basiert auf den Zahlungserfahrungen mit Unternehmen, die in der Risikoprüfung des Kreditversicherers betrachtet werden. Ausgewertet werden auch Veränderungen der Finanzdaten von über 6.000 börsennotierten Unternehmen in Asien, Nordamerika und den EU-15-Ländern. Parameter sind Umsatz, Renditekennzahlen, Schuldenquote, Cashflow sowie Zahlungsausfälle. Die Daten werden auf vier Risikokategorien heruntergebrochen: gering, mittel, hoch und sehr hoch. 

Inden asiatischen Schwellenländernist das Branchenrisiko begrenzt. Drei Viertel der untersuchten Branchen liegen im geringen oder mittleren Risikobereich. Die Unternehmen in der Region verzeichnen ein konstantes Umsatzwachstum, je nach Branche zwischen 4 und 16 Prozent. Die Pharmabranche profitiert von der wachsenden Mittelschicht in Indien und China. Beide Märkte sind auch neue starke Player in der Herstellung von Inhaltsstoffen für die Pharmaindustrie. Im Energiesektor ist der Solarbereich vom Preisverfall für Panels stark betroffen. Die Folge ist ein steigendes Kreditrisiko. Die Textil- und Bekleidungsbranche muss ebenfalls eng beobachtet werden, besonders in China. Hier macht sich die Verlagerung der Produktion in billigere Länder bemerkbar. 

Insgesamt zeigen die Branchen inNordamerikaein mittleres Risiko, außer der Metallindustrie, in der das Risiko wegen der Importe großer Mengen billigen Stahls aus China hoch bleibt. Dagegen hat sich das Risiko im Energiesektor reduziert. Grund dafür sind niedrige Preise für Schiefergas. Die Automobilindustrie steigerte die Absatzzahlen im Februar 2013 um 4 Prozent. Die Hersteller profitierten von der Erholung beim Konsum der privaten Haushalte. Coface sieht auch die Chemiebranche weiter wettbewerbsfähig, insbesondere wegen der historisch niedrigen Gaspreise. 

In Europafindet sich keine Branche mit einem moderaten Kreditrisiko. Die Lage ist besonders angespannt in der Metallindustrie, die Überkapazitäten aufweist und von den Problemen der Hauptabnehmer Automobil und Bau betroffen ist. Diese zwei Branchen müssen ebenfalls als kritisch angesehen werden. Sie bleiben sehr anfällig wegen der schwachen Inlandsnachfrage in Europa. Im Elektroniksektor steigen die Risiken. Dies zeigt sich vor allem im starken Absatzrückgang bei PCs. 

Traditioneller Einzelhandel und E-Commerce: Mischform in Europa birgt Risiken 

Der Einzelhandel macht als Folge des boomenden E-Commerce einen großen Wandel durch. Im Internetgeschäft haben sich die Umsätze in fünf Jahren fast verdoppelt. Die Branche bewegt sich auf eine Mischform zu und will die Vorteile der beiden Absatzwege kombinieren. Das klassische Ladengeschäft büßt an Dynamik ein. Gleichzeitig wächst der E-Commerce weiter, begünstigt durch steigende Internetabdeckung, verbesserte Zahlungssicherheit und günstigere Preise. Dies passiert vor dem Hintergrund nachlassender Kaufkraft bei den Verbrauchern. Exemplarisch für die allgemeine Entwicklung sind die Märkte in Großbritannien, dem Vorreiter im E-Commerce mit einem Weltmarktanteil von 12 Prozent, und Frankreich, das dabei ist, beim Online-Kaufverhalten aufzuholen. 

Allerdings birgt diese Veränderung des Geschäftsmodells der Branche auch neue Risiken. Besonders in Westeuropa ist das Kreditrisiko stark gestiegen. Das belegt das Zahlungsverhalten im französischen Einzelhandel. Coface stellt hier eine Verschlechterung und Anfälligkeit des traditionellen Branchensegments fest. Für die Zukunft müssen die Akteure ihre Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit unter Beweis stellen. Die traditionellen Händler müssen Multi- und Cross-Channel-Systeme einrichten, um sowohl ihr Lager- als auch Ladenmanagement zu optimieren. Wegen des wachsenden Wettbewerbs müssen aber auch die Risiken der reinen Online-Händler beobachtet werden. Sie brauchen die Unterstützung starker Gruppen zur finanziellen Konsolidierung.

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