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04.12.2015
Länder- und Branchenbewertungen

Baubranche: Achillesferse der französischen Wirtschaft

Baubranche: Achillesferse der französischen Wirtschaft

Nach langer Stagnation zeigt die Baubranche in Europa Zeichen der Erholung.

Auch in Frankreich kommt langsam das Vertrauen zurück, wenngleich der Bau die einzige der 14 von Coface regemäßig untersuchten Branchen mit der Bewertung „sehr hohes Risiko“ ist. Die Neubauten und Verkäufe von Immobilien stiegen im Jahresvergleich zum Ende September um 1,4 Prozent und im zweiten Quartal 2015 um 9,3 Prozent. Trotz dieser leichten Besserung bleibt die Dynamik der Branche weiterhin unter dem Vorkrisenniveau zurück. Die Nachfrage der privaten Haushalte bleibt verhalten, hauptsächlich wegen der hohen Immobilienpreise und dem schwachen Arbeitsmarkt.

Ein Drittel aller Insolenzen im Frankreich am Bau

Die Umsätze der Firmen im Bausektor gehen seit 2012 zurück. Lediglich der Bereich für Immobiliendienstleistungen konnte einen Aufschwung verzeichnen, was auf den enormen Preissteigerungen für Grundstücke und dem lebhaften Mietwohnungsmarkt beruht.

Ein Drittel aller Insolvenzen in Frankreich (32,6 Prozent) entfällt auf die Baubranche. Dabei macht sie nur 18 Prozent der Bruttowertschöpfung aus. Während die kleinen Firmen am härtesten von der Krise 2008 getroffen wurden, schlug die Wachstumsschwäche 2012 und 2013 besonders auf die mittleren Unternehmen durch. So stieg die durchschnittliche Umsatzgröße der insolventen Unternehmen zwischen Januar 2011 und Juni 2012 um zehn Prozent auf 650.000 Euro.

Trotz einer Verbesserung, die im Mai begann, bis Oktober anhielt und die Insolvenzen um 4,4 Prozent zurückgehen ließ, haben einige Bereiche weiterhin Probleme. Dies betrifft Dachgewerke (plus 3,4 Prozent), den Hausbau (plus 1,1 Prozent), ebenso wie das Maurerhandwerk (plus 1,3 Prozent). Besonders kritisch ist die Entwicklung im Großraum Paris, wo die Insolvenzen um 20 Prozent zunahmen.

2015: Positive Signale trotz struktureller Probleme

Nach permanenten Rückgängen seit 2011 beschleunigten sich die Verkäufe neuer Häuser 2015 erstmals wieder. Dies wurde durch Gesetzesänderungen stimuliert, die Anfang 2015 in Kraft getreten sind. Zudem trugen günstigere Finanzierungskonditionen – die durchschnittlichen Zinsen landeten im Mai 2015 auf einem Allzeittief – zur höheren Nachfrage bei. Gleichzeitig fielen die Preise für gebrauchte Häuser seit Ende 2011 um 7,1 Prozent, während Neubauten im Preis stabil blieben. Zwischen Januar 2012 und September 2015 stieg der Umfang an möglichen Ausleihungen zum Immobilienerwerb um zehn Prozent bei Neubauten und um 17 Prozent für Altbauten.

Nach wie vor bleiben die Investitionen der Privathaushalte abhängig von deren finanzieller Situation. Am Arbeitsmarkt ist keine Verbesserung erkennbar. Die Arbeitslosenquote in Frankreich bleibt hoch, Ende September 2015 lag sie bei 10,7 Prozent. Da auch die Immobilienpreise weiter als hoch empfunden werden, trauen sich nur wenige in ein Hausprojekt einzusteigen. Seit 2010 ist der Anteil der französischen Haushalte mit Wohneigentum unverändert bei 57,7 Prozent.

2016: Neubaupreise sinken und Insolvenzen stabilisieren sich

Zwar geben die Grundstückspreise nach, das reicht aber nicht für eine langfristige Stabilisierung des Marktes. In der OECD steht Frankreich auf Platz sechs unter den Ländern, in denen die Immobilienpreise im Vergleich zum Haushaltseinkommen am stärksten überbewertet sind. Ohne wirklichen Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt wird sich die Situation der Haushalte mit niedrigen Einkommen nicht verbessern. So werden sie sich nicht auf den Eigentumsmarkt begeben und der Abwärtsdruck auf die Preise wird 2016 zunehmen.

“Diese Situation wird die finanzielle Stabilität der Bauunternehmen weiter belasten. Im Kontext niedrigerer öffentlicher Ausgaben wird die Auslastung der Hoch- und Tiefbaufirmen weiter sinken. Es ist kennzeichnend für diesen Abschwung, dass trotz der vielen Schließungen gerade diese Unternehmen bei den Insolvenzen überrepräsentiert sind. Auch die durchschnittliche Größe der betroffenen Firmen ist seit 2014 gestiegen. 2016 wird daher eher ein Jahr der Stabilisierung, als eines der wirklichen Erholung werden“, meint Coface-Economist Guillaume Baqué.

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