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23.02.2015
Länder- und Branchenbewertungen

Bausektor in Polen – sind die turbulenten Zeiten vorbei?

Picture for the Press Release : a city in Poland

Die Insolvenzstatistik für den Bausektor in Polen erreicht einen erfreulichen Meilenstein. Die Branche hat sich von einem Negativ-Performer (in den Jahren 2010 – 2012) zu jenem Sektor mit den wenigsten Insolvenzen gewandelt. Kann von diesem Aufschwung auf eine langfristige Verbesserung für den ganzen Sektor geschlossen werden? Bisher zeigt die Immobilien-Bauwirtschaft, die nur einen kleinen Teil des Bausektors ausmacht, positive Signale und die neuen EU-Mittel könnten zusätzlich helfen, Risiken zu senken.

 

Starker Rückgang bei den Insolvenzen

Die Boom Phase des polnischen Bausektors begann vor 10 Jahren mit einer erhöhten Nachfrage nach Wohnungen, unterstützt durch attraktive Hypothekenkredite. Für einen zusätzlichen Aufschwung sorgte die Fußballmeisterschaft 2012, die in Polen und der Ukraine ausgetragen wurde. Neben den Stadien wurde auch in die Infrastruktur Polens investiert. Die hohe Anzahl an neuen Aufträgen verursachte erhebliche Preisschwankungen, was wiederum zum Zusammenbruch vieler Bauunternehmen führte. Zusätzlich lösten ein deutlicher Anstieg der Wohnungspreise, verbunden mit strengeren Regeln bei der Finanzierung, und die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt einen Einbruch der Nachfrage auf dem Immobilienmarkt aus. 2010 begannen die Insolvenzen der Bauunternehmen dramatisch zu steigen – zuerst 20%, dann 46% im Jahr 2011 und 52% im Jahr 2012.

 

Anzeichen einer Verbesserung und große Chancen ab 2016

Die aktuellen Insolvenzstatistiken zeigen eine Trendumkehr. Nach Jahren der Verschlechterung weisen Bauunternehmen jetzt einen Rückgang der Insolvenzen auf: In den ersten drei Quartalen 2014 sanken die Insolvenzen um 26%. Ein relativ warmer Winter 2013/2014, der keine Baustopps verursachte, förderte diese positive Entwicklung. Zusätzlich profitierte der Immobilienmarkt von historisch niedrigen Zinsraten, steigender Nachfrage und relativ stabilen Preisen. Ein positiver Impuls stammt auch von einem staatlichen Programm, das junge Erwachsene durch Hypothekendarlehen beim Wohnungs- und Hauskauf unterstützt. Da sich das Programm auf den primären Immobilienmarkt fokussiert, werden auch Firmen, die Wohnhäuser bauen und deren Subunternehmen gefördert. Der Immobilienmarkt hat insgesamt nur einen geringen Anteil am Bausektor.

 

Auf längere Sicht werden Baufirmen von Subventionen aus dem neuen EU-Haushalt für den Zeitraum 2014-2020 profitieren. Diese EU-Mittel – Polen ist der größte Empfänger – kombiniert mit internen Finanzmitteln, werden für weitere Verbesserungen der Infrastruktur eingesetzt. Das bringt enorme Chancen für Unternehmen, die auf Infrastruktur-Bauarbeiten spezialisiert sind. Die Baufirmen werden jedoch erst ab 2016 von den erhöhten Investitionen profitieren.

 

Die Bewertung des Bausektors wurde dank der verbesserten Zukunftsaussichten von Coface von einem sehr hohen Risiko auf hohes Risiko aufgewertet. Weitere sichtbare Verbesserungen, die das Risiko mindern, werden im Laufe des Jahres 2015 erwartet.

 

„Endlich sehen wir bessere Perspektiven für den Bausektor. Die höhere Anzahl an Verkäufen und Bauproduktionen geht einher mit der sinkenden Anzahl an Unternehmensinsolvenzen. Während der Ausblick für den Bausektor relativ positiv ist, ist zu beachten, dass viele Unternehmen noch immer unter Liquiditätsproblemen leiden. Langfristige Verbesserungen sind notwendig, um eine Auswirkung auf die finanzielle Situation zu haben“, erklärt Grzegorz
Sielewicz, Coface Economist Central Europe Region.

 

Besserer Ausblick für die meisten Sektoren, trotz negativer externer Faktoren

Eine erhöhte Nachfrage (sowohl vom Binnenmarkt als auch von den Auslandsmärkten) führte zu einer Aufwertung des Metall- und Automobilesektors von hohem auf mittleres Risiko. Der Transportsektor wurde aufgrund externer Einflussfaktoren abgewertet. Die polnischen Verkehrsunternehmen sind weitgehend auf internationale Dienstleistungen (einschließlich Fracht) und die Erholung der Eurozone, die bisher noch zu wenig Impulse liefert, angewiesen. Zusätzlich leidet die Branche unter dem Ukraine Russland Konflikt. Positiv könnten sich für den Transportsektor die abnehmenden Ölpreise, die zu einer Reduzierung der Betriebskosten beitragen, auswirken.

 

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