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27.07.2017
Länder- und Branchenbewertungen

Golfländer: Probleme für Banken

  • Niedrige Energiepreise und geringere Staatsausgaben in Ländern des Golf-Kooperationsrates (GCC) drücken auf Kreditmöglichkeiten
  • Trotz der aktuellen Bedingungen steigen Kreditvergaben 2017 in GCC um 4,9 %
  • Banken 2017 und 2018 aber vorsichtiger bei Krediten
  • Alternative Finanzierungen als Option

Stagnierende Ölpreise mit unterschiedlichen Folgen für Unternehmensfinanzierung

Die anhaltend niedrigen Ölpreise wirken sich auf die Finanzierungskonditionen für Unternehmen in der Golfregion aus. Die Einnahmen der Staaten gehen zurück, mindern die Liquidität der Banken, verteuern die Finanzierung und drücken auf das Wirtschaftswachstum. Es wird sich nach Coface-Berechnungen in diesem Jahr auf 2,1 Prozent belaufen. Eine Studie von Coface zeigt zudem, dass Kürzungen der staatlichen Subventionen das Anlageverhalten weiter hemmen würden.

Die Interbankenzinssatz in der GCC-Region ist gestiegen und hat die Geldversorgung eingebremst. Besonders betroffen sind Oman und Bahrein, die über die niedrigsten finanziellen Puffer verfügen. Stärker abgesichert sind hingegen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Saudi-Arabien. Zwar zeigt das Kreditvolumen ein solides Wachstum, das mit 4,9 Prozent in diesem Jahr aber deutlich unter dem jährlichen Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2016 (9,2 %) liegen dürfte.

“Begrenzte Kapazitäten lassen die Banken bei der Kreditvergabe selektiver vorgehen“, erklärt Seltem Iyigun, Coface-Economist für die Region. „Das würde in diesem und im nächsten Jahr besonders die Finanzierung der kleineren und mittleren Unternehmen belasten, die als größere Risiken angesehen werden.“

 

Kapitalmarkt gewinnt an Bedeutung

Von Mitte 2014 bis Januar 2016 sind die Ölpreise um über 75 Prozent gefallen und dann bis heute zwar um 85 Prozent gestiegen. Die dadurch verminderten Einnahmen wirkten sich in vielen Ländern auf die Gesamtwirtschaft aus. Einige Regierungen griffen zu Sparmaßnahmen, strichen geringer priorisierte Projekte, hoben Gebühren an und kürzten Subventionen.

Massimo Falcioni, CEO für die Region Naher und Mittlerer Osten bei Coface: “Das Bankensystem in der Golfregion steht nach dem Einbruch der Ölpreise vor neuen Herausforderungen. Die Finanzierungskosten sind nach den Zinserhöhungen in den USA gestiegen, was direkte Auswirkungen auf den VAE-Dirham hat, der an den US-Dollar gekoppelt ist. Durch die Anforderungen nach Basel III sind zudem Kapitalanpassungen nötig geworden, die die Banken verpflichten, große Volumina aus hochwertigen Assetklassen als Liquidität vorzuhalten.“

Die Coface-Studie zeigt, wie stark viele Länder vom Ölpreis abhängig sind und wie sich das direkt auf deren Staatseinnahmen und indirekt auf die Finanzierungsbedingungen und Unternehmensergebnisse auswirkt. Die Haushalte der Region zeigen verringerte Ausgaben und Verzögerungen bei einigen wichtigen Projekten. Dies macht den Unternehmen das Cash-Flow-Management schwieriger und nimmt Banken die Möglichkeit, große Projekte zu finanzieren – eine ihrer profitabelsten Quellen.

“Die GCC-Banken müssen ihr Liquiditätsmanagement justieren, um den kommenden Konjunkturzyklus zu bewältigen. Bilanzüberschüsse sind geschmolzen und die Staatshaushalte haben ins Minus gedreht. Damit hat sich auch die Fähigkeit des Staates deutlich reduziert, die Liquidität der Banken zu stützen“, erklärt Falcioni.

So haben einige GCC-Länder ihre Reserven angegriffen, um die Defizite auszugleichen. Der Kapitalmarkt könnte im gegenwärtigen Umfeld eine größere Rolle spielen. Die Erschließung des internationalen Anleihemarktes würde den Golfländern helfen, den Liquiditätsdruck zu mildern und zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für den privatwirtschaftlichen Sektor zu eröffnen. 2016 haben die Regierungen der GCC-Staaten 38,9 Milliarden US-Dollar durch die Ausgabe internationaler Bonds erzielt.

“Liquiditätsengpässe belasten nicht nur die Unternehmen und die Finanzierung der KMU. Sie erhöhen auch das Bonitäts- und Zahlungsausfallrisiko“, sagt Falcioni. „Die Stabilisierung und Absicherung des Handels ist in diesem Umfeld unabdingbar, auch um die strategische Weiterentwicklung in die Wirtschaft außerhalb des Ölsektors zu begleiten.“

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