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06.04.2016
Länder- und Branchenbewertungen

Tschechische Republik, Polen, Chile und Thailand mit besten Voraussetzungen für Aufschwung im Export

Tschechische Republik, Polen, Chile und Thailand mit besten Voraussetzungen für Aufschwung im Export
  • Von 34 untersuchten Emerging Markets nur vier mit guten Aussichten für kurzfristige Trendumkehr
  • Kriterien: Wettbewerbsfähigkeit bei Preisen, Schulden der Unternehmen, politische Risiken
  • China, Saudi Arabien, Ägypten und Ecuadormit höchsten Risiken

 

Auch wenn die aktuelle Krise der aufstrebenden Länder mit der Halbierung des Wachstums in nur fünf Jahren und erhöhten Währungsrisiken sowie größerer Verschuldung in der Intensität überrascht: Neu ist eine solche Entwicklung nicht. Ähnliche Krisen in den 90er Jahren mündeten in einem plötzlichen starken Aufschwung, trotz schmerzhafter Kapitalabflüsse und anhaltender Probleme mit der Kreditversorgung durch Banken. Im Durchschnitt erreichten diese Länder ihre Produktionsniveaus von vor der Krise innerhalb von zwei bis drei Jahren, auch wenn das Wachstum insgesamt langfristig niedriger ausfiel.

 

Welche Länder können heute auf eine schnelle Erholung hoffen? Unter den 34 von Coface untersuchten Emerging Markets erfüllen nur vier Länder die drei grundlegenden Kriterien für einen raschen Umschwung: Eine Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit durch reale Abwertung der Währung seit 2013, ausreichende Kreditkapazitäten und moderate politische Risiken. Diese Länder sind die Tschechische Republik, Polen, Chile und Thailand.

 

Kriterium 1: Steigerung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit

Kurzfristig lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit durch eine reale Abwertung steigern. Davon profitieren die Exportbranchen und bestimmte Dienstleistungen. Unter den 14 Ländern, die wohl am meisten von der aktuellen Situation an den Währungsmärkten profitieren würden, lassen sich zwei Typen unterscheiden: Exporteure von produzierten Waren, deren Währung seit 2013 moderat abgewertet wurde (Tschechien, Polen, Bulgarien, Ungarn, Malaysia, Thailand und Türkei) sowie Exporteure von Rohstoffen, deren Währungen stark an Wert verloren haben (Brasilien, Mexiko, Chile, Kolumbien, Kasachstan, Südafrika, Russland).

 

Die  größten Verlierer (Vietnam, China, Ecuador, Ägypten und auch Saudi Arabien) haben durch reale Aufwertungen an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, weil sie die Währung eines Drittlandes nutzen oder ihre Währung mehr oder weniger fest an den US-Dollar gebunden haben.

 

Kriterium 2: Verschuldungsgrad der Unternehmen

Um diese verbesserte Wettbewerbssituation für Unternehmensinvestitionen nutzen zu können, darf die Verschuldung von Unternehmen nicht zu hoch sein. Die Verschuldungslage hat sich durch die expansive Geldpolitik nach der Lehman-Pleite, günstige Kreditkonditionen und eine schnelle Entwicklung an den Bondmärkten zugespitzt. Zwischen 2004 und 2014 haben sich die Schulden um das Viereinhalbfache in absoluten Werten erhöht und im Verhältnis zum BIP um 26 Prozentpunkte. Dies vor dem Hintergrund eines schwachen Wachstums in den Emerging Markets, das sich von 7,2 Prozent in 2010 auf voraussichtlich 3,9 Prozent im Jahr 2016 eingebremst hat.

In Verbindung mit strafferen Kreditkonditionen – außer in den aufstrebenden Ländern Europas – bedeuten hohe Schulden größere Aufwendungen für Zinsen und geringere Mittel für Investitionen. Zudem behindern sie die Erholung. Dieses Risiko ist in fünf Ländern besonders hoch, deren Unternehmensschulden sich auf über 90 Prozent des BIP summieren oder die sich seit Mitte 2008 um mehr als zehn Punkte erhöht haben: Brasilien, Malaysia, Türkei, Bulgarien und Russland.

 

Kriterium 3: Politische Risiken

Der wirtschaftliche Umschwung kann durch politische Unwägbarkeiten gebremst werden, die Unternehmen veranlassen, Investitionen zurückzustellen. Von den acht Ländern, die ihre Wettbewerbsfähigkeit gesteigert und keine kritische Unternehmensverschuldung haben, steht die Hälfte allerdings vor ernsten politischen Problemen. Diese Länder weisen in beiden Kategorien des Coface-Indikators für einen Wandel – Veränderungsdruck[1] und Instrumente für einen Wandel[2] – einen höheren Wert auf als der Durchschnitt aller untersuchten Länder. Ihr Score ist zudem seit 2007 gestiegen.

 

Gefiltert nach den drei Kriterien bleiben vier Länder, die schneller den Umschwung schaffen oder zumindest die Krise besser überstehen können: Tschechien, Polen, Chile und Thailand. Diese vier Länder machen zusammen nur weniger als zwei Prozent des globalen BIP aus, sie haben aber gleiche Stärken: Sie sind relativ industrialisiert, haben die so genannte „Mittel-Einkommens-Falle“ (middle income trap) überwunden und haben keinen zu großen Exportanteil in die am schwersten getroffenen Emerging Markets. Ihr wirtschaftliches Fundament ist gut: geringer Inflationsdruck, geringe (Chile, Tschechien) oder moderate (Thailand, Polen) Staatsschulden und kein hohes Leistungsbilanzdefizit. Dennoch gibt es wunde Stellen: politische und soziale Risiken in Polen, Thailand und Chile, auch wenn diese als gering einzuschätzen sind. In Chile kommt die Abhängigkeit vom Kupfer hinzu.

 

Am anderen Ende der Skala stehen Länder mit weniger guten Aussichten auf einen schnellen Umschwung: China, Saudi Arabien, Ägypten und Ecuador. Sie haben Währungen, die seit 2013 stark aufgewertet haben, und ein hohes politisches Risiko. In China bündeln sich die Schwächen, da die Unternehmensverschuldung sehr hoch ist.

[1] Veränderungsdruck (Inflation, Arbeitslosigkeit, Korruption): Ausmaß der sozio-politischen Unzufriedenheit in einem Land.

[2] Instrumente für einen Wandel (Bildung, soziale Vernetzung, Anteil junger Leute, Rolle der Frau): beschreibt die Fähigkeit einer Gesellschaft, Unzufriedenheit in politische Aktionen zu wandeln.

 

 

 

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