News und Publikationen
14.05.2014
News zu Coface

12. Coface Country Risk Conference

12. Coface Country Risk Conference  -13. Mai 2014
Unter dem Titel „Heureka! Entscheidungsfindung als Kraftprobe zwischen Gefühl und Verstand“ fand am 13. Mai 2014 in Wien die 12. Country Risk Conference des internationalen Kreditversicherers Coface statt. Über 300 Unternehmer und Opinion Leader trafen dort auf eine hochkarätige Experten-Runde aus Politik und Wirtschaft.

 

Intensiv wurde am 13. Mai im Palais Niederösterreich über das Thema der Entscheidungsfindung in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit diskutiert. Im Mittelpunkt standen dabei der Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung Gerd Gigerenzer, der Vorstandsvorsitzende des gleichnamigen Familienunternehmens Martin Darbo sowie AMAG-CFO Gerald Mayer. Auf Einladung des internationalen Kreditversicherers Coface legten sie ihre Ansichten zum Spannungsverhältnis von „Kopf und Bauch“ im Wirtschaftsleben dar.

 

Die Konferenz, die bereits zum zwölften Mal stattfand, stand heuer unter der Schirmherrschaft von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und wurde in bewährter Manier von ORF-Anchorman Armin Wolf moderiert. Eröffnet wurde die Country Risk Conference von Christian Berger, Country Manager Coface Austria, und Katarzyna Kompowska, Executive Manager Coface Central Europe. Kompowska nützte ihre Eröffnungsrede dafür, vorsichtigen Optimismus für die Entwicklung der europäischen Wirtschaft zum Ausdruck zu bringen und dabei auf die Bedeutung der CEE-Region hinzuweisen. „Auch wenn die Erholung noch immer fragil ist: ,Emerging Europe‘ wächst doppelt so schnell wie das alte Europa.“

 

Yves Zlotowski, Chief Economist Coface Group, präsentierte zum thematischen Einstieg einen Überblick über die Entwicklung der weltweiten Länder-Risiken. Dabei bestätigte er, dass Coface eine Verbesserung der Wirtschaftslage in der Eurozone sieht – allerdings komme die Erholung in Europa, insbesondere im Vergleich zu den USA, nur langsam voran. Deutschland stellte er ein gutes Zeugnis aus, während er für die Unternehmen Frankreichs und Spaniens noch größere Risiken konstatierte. Auch die Schwellenländer würden tendenziell an erhöhter Risikoanfälligkeit leiden, so Zlotowski.

 

Heureka! Intuition versus Ratio?

Im Anschluss an den Risikoüberblick referierte Gerd Gigerenzer, der innerhalb des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung auch das Harding Zentrum für Risikokompetenz leitet, in seiner Keynote über die Notwendigkeit, als Mensch mit Ungewissheit leben zu lernen. Dabei verwies er auf die geistigen Werkzeuge, die erforderlich sind, um dennoch gute Entscheidungen zu treffen: „Meistens ist eine Kombination von Abwägung bekannter Risiken und Intuition beziehungsweise die Zuhilfenahme von klugen Faustregeln erforderlich“, so der Risikoforscher. Er brach eine Lanze für die Einbringung von Intuition in Entscheidungsprozesse, da sie aus wissenschaftlicher Sicht als „unbewusste Intelligenz“ betrachtet werden muss, die „in einer komplexen, ungewissen Welt unentbehrlich ist“, denn: „Logik kann nur in einer Welt ausreichen, in der alle Risiken mit Gewissheit bekannt sind.“

 

Den zweiten Teil der Konferenz eröffnete Martin Darbo, Vorstandschef des gleichnamigen Marktführers auf dem österreichischen Marmeladen- und Honigmarkt, mit einem Impulsreferat zum Thema der Konferenz. Er reflektierte über seine Wahrnehmung, dass der an sich neutrale Begriff „Entscheidung“ mit einer latent bedrohlichen, unangenehmen Konnotation daherkäme. „Entscheidungsträger“ zu sein, könne auch als Last empfunden werden. Während in der Werbung eine „große Auswahl“ als Vorteil für den Konsumenten präsentiert werde, könne die „unangenehme Aufgabe“ der Entscheidung vom Adressaten auch anders empfunden werden, so Darbo. Er schloss mit Gedanken darüber, welche Aspekte Entscheidungen schwer oder leicht erscheinen lassen.

 

Gerald Mayer, seines Zeichens Finanzvorstand bei der AMAG Austria Metall AG, plädierte als Mann der Zahlen für die Ansicht, dass das Bauchgefühl alleine keine Entscheidungen tragen könne und ergo für einen „geordneten Entscheidungsfindungsprozess“. So sehr er dafür eintrat, mit Verantwortung, Sorgfalt und dem Kopf zu entscheiden, gab Mayer dennoch zu, dass bei notwendigen Entscheidungen unter unsicheren Bedingungen dennoch das Bauchgefühl gefragt sei.

 

Im anschließenden Experten-Talk wurden unterschiedliche Bereiche der Entscheidungsfindung im Wirtschaftsalltag erörtert. Entscheidungen im Zusammenhang mit Produktinnovationen standen ebenso wie der Umgang mit Fehlentscheidungen zur Diskussion. Im Zusammenhang mit Personalentscheidungen einigte sich das Podium darauf, dass ein  persönliches Kennenlernen unverzichtbar ist, weil das Zusammenpassen mit der Unternehmenskultur ebenso wichtig sei wie die fachliche Kompetenz.

 

Gefragt nach der Risikobewertungspraxis von Coface meinte Country Manager Coface Austria Christian Berger: „In der Risikobewertung werden bei uns 20.000 Entscheidungen pro Monat gefällt. Bei den ganz großen Entscheidungen hilft die schematische Verdichtung von Informationen – die dann eine Expertenentscheidung begründet.“ Martin Darbo kommentierte augenzwinkernd, dass auch externe Entscheidungshilfen nicht zwangsläufig zum Erfolg führen: „Wir haben schon öfter auf Marktforschung zurückgegriffen – aber die Konsumenten halten sich nicht immer an die Forschung.“

 

Die Wirtschaftspraktiker zeigten sich im Laufe der Diskussion einig darüber, wie wichtig es sei, klare Entscheidungen zu treffen statt abzuwarten, bis sich Probleme von selber lösen würden. Dazu Martin Darbo: „Nicht entscheiden ist auch eine Entscheidung – aber meistens die schlechteste“. Gerald Mayer, Finanzvorstand AMAG, ergänzte: „Vielleicht ist es oft nicht so wichtig, die richtige Entscheidung zu treffen. Oft ist eine schnelle, vehemente Umsetzung das Erfolgsrezept.“

 

Nach einer Diskussion über Entscheidungsstrukturen in Unternehmen unterschiedlicher Größe gibt Experte Gigerenzer zu, dass es keine hundertprozentige Auswahlhilfe für die Entscheidung mit Kopf oder Bauch gebe – „ganz genau weiß man’s nie“ – er machte sich aber für die risikominimierende Arbeit mit Checklisten stark, wie sie zum Beispiel im Bereich der Luftfahrt besonders erfolgreich eingesetzt werde. Abgeschlossen wurde die Diskussion von Gigerenzer mit einem Plädoyer für mehr Selbstverantwortung des Einzelnen, für Beschäftigung mit Anlageformen, Gesundheitsinvestitionen und Versicherungen, statt mit – von Moderator Wolf schelmisch kommentiert – „nutzlosem TV-Konsum“: „Wir sollten anfangen, Verantwortung zu übernehmen.“

 

Das an das Konferenzprogramm anschließende „Coface Get Together“ bot den über 300 Gästen dann die Möglichkeit zum persönlichen Meinungsaustausch und Networking. Die nunmehr seit zwölf Jahren bestehende Veranstaltung zählt nicht zuletzt aufgrund der hohen Dichte an Entscheidungsträgern zu den Fixpunkten im Kalender der heimischen Wirtschaft. Dazu Susanne Krönes, Mitglied der Geschäftsleitung bei Coface Austria: „Auch in diesem Jahr konnten wir unseren Gästen wieder ein sehr interessantes Thema bieten: Entscheidungsfindung ist eine zentrale Aufgabe im Wirtschaftsleben, der wir uns nun aus psychologisch-wissenschaftlicher Sicht ebenso wie aus der Perspektive der Wirtschaftspraxis angenähert haben. Ich bin überzeugt, dass unsere Gäste Parallelen zu ihrer eigenen Situation ziehen konnten und den einen oder anderen spannenden Aspekt mitnehmen.“

Presseveröffentlichung herunterladen : 12. Coface Country Risk Conference (53,06 kB)
Oben
  • Deutsch
  • English