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04.11.2016
Länder- und Branchenbewertungen

Politische Risiken steigen.

Rising political risks in developed countries
  • Coface hat für europäische Länder einen Index für politische Risiken entwickelt
  • In den letzten Jahren haben sich politische Risiken in Europa beschleunigt. Anstieg in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien um durchschnittlich 13 Punkte
  • Weiterer politischer Schock wie das britische EU-Referendum würde Europa 0,5 Prozent Wachstum kosten
  • Wahl von Donald Trump in den USA würde europäische Wirtschaft noch stärker beeinträchtigen

Entscheidende politische Agenda in Europa in den nächsten Monaten

Phasen wirtschaftlicher Krisen wirken sich immer auch auf die politische Stabilität aus. Daher ist der politische Aspekt bedeutsam für Länderbewertungen. Seit 2011 sind in Europa Anzeichen steigender politischer Risiken klar erkennbar. Arbeitslosigkeit, Ungleichheiten und die Wiederkehr der tiefen Finanzkrise verunsichern Wähler und destabilisieren Regierungen. Nationalistische und konservative Parteien gewinnen an Aufmerksamkeit und Bedeutung. Mit dem EU-Referendum in Großbritannien im Juni 2016 ist der Wert für das politische Risiko um eine Note gestiegen. Von Dezember 2016 bis Oktober 2017 ist der politische Kalender in Europa voll mit wichtigen Entscheidungen. Dazu gehören das Referendum in Italien, das Risiko der dritten Parlamentswahlen in Spanien binnen eines Jahres, die Präsidentenwahl in Frankreich und die Bundestagswahl in Deutschland.

Neuer Indikator für politische Risiken in Europa

In einem solchen Umfeld ist es wichtig, die Auswirkungen politischer Risiken auf das Wirtschaftswachstum, Investitionen und die Verbraucherzuversicht einschätzen zu können. Die Coface-Volkswirte haben daher ihr Modell zur Berechnung und Bewertung politischer Risiken, das sie nach dem Arabischen Frühling für die Emerging Markets eingeführt hatten, weiter entwickelt. Der neue Index für politische Risiken (“Political risk indicator”) für westeuropäische Länder berücksichtigt zum Teil andere Kriterien als der für die Emerging Countries. Dazu zählen wirtschaftliche Faktoren wie Arbeitslosenquoten, Einkommensunterschiede und die strukturelle Finanzlage des Staatssektors sowie politische und soziale Faktoren und Phänomene wie Euroskepsis, die Einstellung zur Einwandererfrage, die Fragmentierung der Parteienlandschaft oder auch Korruption. In weniger als zehn Jahren ist dieser Index um 13 Punkte gestiegen. Den bisherigen Höhepunkt erreichte er 2013 während der Staatsschuldenkrise. Wenig überraschend ist der Wert für Griechenland derzeit mit 64 Prozent (2007: 35 Prozent) am höchsten. Dicht dahinter folgt Italien mit 60 Prozent (2007: 42 Prozent). So sind Griechenland und Italien auch die Länder mit dem höchsten Anstieg des Risikowertes. Hier spielen die Flüchtlingskrise, die von der EU initiierte Sparpolitik und die Euroskepsis entscheidende Rollen. Frankreich liegt mit einem Wert von 48 Prozent (plus 13 Punkte seit 2007) nicht weit dahinter, während Deutschland bei 35 Prozent liegt. Obwohl Deutschland wie Frankreich weniger starke Anstiege verzeichnen, bringen die Scorewerte dennoch die grundlegenden wirtschaftlichen und sozialen Problemstellungen und Befindlichkeiten zum Ausdruck.

Neuer Schock wie Brexit und Wahl von Trump ließe Wachstum in Europa einbrechen

Wirtschaftswachstum und politische Risiken sind eng miteinander verbunden. Politische Risiken wirken sich hauptsächlich auf zwei Wegen aus: Größere Marktvolatilität beeinflusst unter anderem die Finanzierungsbedingungen und -kosten für breite Wirtschaftskreise und die Zuversicht der Verbraucher und Unternehmen, woraus sich eine Investitions- oder Sparneigung ergibt. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: So zeigt sich die Wirtschaft Spaniens wenig beeinträchtigt von der Regierungskrise, die seit 2015 anhält.

 

Um Auswirkungen zu messen, berücksichtigt Coface den so genannten „Economic Policy Uncertainty Index (EPU)“.

  • Im Falle eines weiteren großen politischen Schocks wie dem EU-Referendum in Großbritannien im Juni 2016 mit einem Anstieg des EPU-Index erwartet Coface Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in den wichtigsten europäischen Ländern:
    • Großbritannien: Einbuße von -0,5 Punkten gegenüber der Coface-Prognose von 0,9% in 2017
    • Deutschland: Einbuße von -0,4 bis -0,5 Punkte Punkten gegenüber der Coface-Prognose von 1,7% in 2017
    • Frankreich: Einbuße von -0,7 Punkte Punkten gegenüber der Coface-Prognose von 1,3% in 2017
    • Italien: Einbuße von -0,2 Punkte Punkten gegenüber der Coface-Prognose von 1% in 2017
    • Spanien: Einbuße von -1,2 Punkte Punkten gegenüber der Coface-Prognose von 2,3% in 2017
  • Sollte Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen, wäre aufgrund von Ansteckungseffekten an den Finanzmärkten der wirtschaftliche Schock in der EU größer als in den USA. Europa würde nach einem Jahr effektiv zwei Punkte an Wachstum verlieren, die Vereinigten Staaten 1,5 Punkte. Die Heftigkeit der Schockwelle zeigt die systemische Bedeutung der USA für die Weltwirtschaft.
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