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25.01.2013
Länder- und Branchenbewertungen

Country Risk Conference 2013: Die Krise in Europa ist für Unternehmen noch lange nicht vorbei

Country Risk Conference 2013: Die Krise in Europa ist für Unternehmen noch lange nicht vorbei

Auf Basis ihrer täglichen Zusammenarbeit mit Unternehmen in der ganzen Welt geht Coface von eher verhaltenen Perspektiven für die Weltwirtschaft in 2013 aus. Öffentliche und private Verschuldung lasten auf den Industrieländern und erschweren eine baldige Erholung. Angesichts der immer schwieriger werdenden Lage auf den Arbeitsmärkten und nicht abgeschlossener institutioneller Reformen in Europa kehrt das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen nicht zurück. Die Unberechenbarkeit in der US-Haushaltspolitik wirkt sich auf das Wachstum in den USA aus. Laut Coface wird es 2013 auf 1,5 Prozent zurückgehen. In der Eurozone rechnet der internationale Kreditversicherer mit einer anhaltenden Rezession von 0,1 Prozent und insbesondere mit einem weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung in Südeuropa. Die Schwellenländer sollten hingegen ein stabiles Wachstum von 5,2 Prozent erreichen.

Bei der Bewertung einzelner Länder hat Coface Italien und Spanien im Laufe eines Jahres zum zweiten Mal abgestuft. Die A1-Bewertung Japans wurde erneut mit negativem Ausblick versehen. Grund sind hier die nachlassenden Exporte vor allem nach China. Von den Schwellenländern stufte Coface Indonesien hoch, das sich bemerkenswert gegen die Rezession in den Industrieländern behauptet. Die Länderbewertung für Indien wurde jedoch auf A4 herabgestuft. Der Erfolg des Indischen Modells sieht Coface damit deutlich in Frage gestellt.

„Die Wahrscheinlichkeit einer Systemkrise in Europa nimmt immer mehr ab, das ist die gute Nachricht. Doch die Konjunktur in der Eurozone wird auch 2013 weiter erlahmen. Verhaltener Konsum, bevorzugtes Sparen, ein rückläufiger Arbeitsmarkt sowie Unternehmen, die durch die Krise von 2009 stark angeschlagen sind, haben bereits zu vielen auch kostspieligen Insolvenzen geführt. Zugegebenermaßen steht die Finanzkrise kurz vor ihrer Überwindung, doch die Krise in der Realwirtschaft wird 2013 längst nicht beendet sein. Dies zeigt sich in der anhaltenden Unsicherheit bei den Unternehmen“, sagt der CEO von Coface,Jean-Marc Pillu.

Europäische Unternehmen kämpfen noch immer

Obwohl das Risiko einer Systemkrise in Europa also abgenommen hat und sich in Südeuropa die Exporte vielversprechend verbessert haben: noch immer ist die Situation für europäische Unternehmen besorgniserregend. Ungenügende Fortschritte bei der Reform der europäischen Institutionen, der rasche Abwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt und die vehemente öffentliche und private Verschuldung rauben den Akteuren der Wirtschaft das Vertrauen. Sie haben den „Pause-Knopf“ gedrückt und verhalten sich abwartend.

Angesichts dieser schwierigen Lage hat Coface die Bewertung vonItalien und Spanienauf B herabgestuft. Erst vor einem Jahr waren die beiden Länder auf A4 herabgestuft und dann im Juli 2012 unter Beobachtung für eine weitere Abwertung gestellt worden. Die Wirtschaftsleistung der beiden wichtigen Volkswirtschaften der Eurozone wird auch 2013 weiter abnehmen: um -1,0 Prozent in Italien und -1,5 Prozent in Spanien. Coface rechnet mit einem weiteren schweren Jahr für spanische und italienische Unternehmen. In beiden Ländern ist von einem ununterbrochenen Anstieg der Insolvenzen und einer weiteren Verknappung der Kredite auszugehen.

Schwellenländer trotzen dem Sturm…

Während die Risiken in den Industrieländern seit 2008 stetig steigen, entspannt sich die Lage für Unternehmen in den Schwellenländern mehr und mehr. Coface führt diese neuen Gegebenheiten bei der Risikoverteilung auf eine höhere Widerstandskraft der Schwellenländer gegenüber externen Krisen zurück, was wiederum mit deren vorsichtiger Wirtschaftspolitik zu erklären ist. Darüber hinaus profitiert das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern von einer größer werdenden Mittelschicht.

Die Bewertung von Indonesien hat Coface auf A4 heraufgestuft und die B-Einstufung für die Philippinen mit positivem Ausblick versehen. Von der Rezession in Europa kaum beeinträchtigt, konnten beiden Länder mit einem starken Wachstum und einer Verbesserung der öffentlichen Finanzen und des Bankensektors die Risiken für Unternehmen deutlich senken.

… obwohl die Risiken noch nicht ganz ausgeräumt sind

Dennoch warnt Coface Unternehmen auch weiter vor Risiken in den Schwellenländern. Immer noch machen politische und soziale Spannungen sowie Mängel in der Governance zu schaffen. Die sich etablierende Mittelschicht stellt höhere Ansprüche an die Gesetze und fordert Antikorruptionsmaßnahmen, Freiheit und Transparenz. Die politisch Verantwortlichen müssen sich diesen neuen Herausforderungen stellen.

  • Die A3-BewertungSüdafrikaswurde mit negativem Ausblick versehen. Dies aufgrund der Gefahr steigender sozialer Unruhen, die mit einem unterdurchschnitt­lichen Wachstum im Vergleich zu den anderen Schwellenländern einhergeht.
  • Der langsame Fortgang bei Reformen, Mängel in der Infrastruktur und die Unfähigkeit der indischen Regierung, auf die neuen Erwartungen der Mittelschicht zu reagieren, haben zusammen mit einem weit unter den Möglichkeiten bleibenden Wachstum zu einer steigenden Verschuldung der Unternehmen geführt – Anlass für Coface, die Länderbewertung für Indien auf A4und die spezielle Bewertung des Geschäftsumfelds auf B herabzustufen.
  • Die A3-Bewertung derTschechischen Republik und Sloweniens, die unter der sinkenden Nachfrage in Westeuropa leiden, wurde mit negativem Ausblick versehen. Auch das weniger offene Polen bekommt die Auswirkungen der europäischen Rezession zu spüren. Der wirtschaftliche Rückgang Polens und die Anfälligkeit seiner Baubranche haben Coface veranlasst, auch seine A3-Bewertung mit negativem Ausblick zu versehen.
  • Bedingt durch die anhaltenden politischen Spannungen wurde der positive Ausblick für die Bewertung derElfenbeinküstemit D wieder aufgehoben.

Über die Methodik:

Die Coface Länderbewertungen zeigen das Ausfallsrisiko, also die Fähigkeit der Unternehmen eines Landes, Zahlungen rechtzeitig zu leisten. Sie werden auf Basis des wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Umfelds sowie des Zahlungsverhaltens der Unternehmen vergeben. Die Ländereinstufung von Coface erfolgt in sieben Kategorien. A1 bis A4 entsprechen Investmentgrades und symbolisieren geringes Risiko und stabiles Zahlungsverhalten. B, C und D stehen für mittleres bis hohes Risiko unterhalb der Investmentgrades.

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