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18.09.2014
Länder- und Branchenbewertungen

Coface Prognose vor Präsidentschaftswahl in Brasilien: Investitionen bleiben weiter auf Tiefstand

Company insolvencies in Brazil: what to expect in the near future?

Restrukturierung und Insolvenzen als Daily Business

Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beantragen stetig mehr Unternehmen gerichtlich beaufsichtigte Umstrukturierungsmaßnahmen. (Chapter XI wurde 2005 als Teil des neuen Insolvenzrechts eingeführt). Im Jahr 2012, als die Industrie um 0,8 Prozent schrumpfte, stieg die Anzahl der Unternehmen, die das Verfahren in Anspruch nahmen, um 49,5 Prozent. Im Folgejahr lag die Steigerung bei 17,2 Prozent. Obgleich die gesammelten Daten der letzten 12 Monate bis April 2014 einen Rückgang von 11,5 Prozent zeigen, ist es zu früh, von einer Erholung zu sprechen. Coface prognostiziert aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Indikatoren ein weiterhin schwieriges Umfeld für Unternehmen.

 

Zusätzlich zu den Chapter XI-Maßnahmen stiegen die Insolvenzen und verzeichneten ein Plus von 5 Prozent Ende 2013. Von April 2012 bis April 2013 kam es zu einem Zuwachs von 3,1 Prozent. Zahlreiche Unternehmen nahmen jahrelang die Maßnahmen von Chapter XI in Anspruch, schafften es jedoch nicht, sich zu erholen. Diese beeinflussen die seit 2012 wachsende Zahl an Insolvenzen maßgeblich.

 

Insolvenzen erstrecken sich über verschiedene Bereiche

Der geringfügige Rückgang der Unternehmen, die Chapter XI beantragt haben, illustriert nicht die Situation in allen Bereichen: Rückgänge gab es bei Papier/Holz (-3 Prozent), Mineralstoffen (-15 Prozent) und Vertrieb (-9 Prozent). Durch die niedrige Geschäftstätigkeit im Land und die Schwierigkeit konkurrenzfähig zu bleiben, ist die Insolvenzsituation in mehreren anderen Branchen beunruhigend.

  • Der Nahrungsmittelbereich ist mit einem Anstieg von 46 Prozent am schwersten betroffen. Grund hierfür ist, dass Unternehmen die Insolvenz als Alternative zum finanziellen Ungleichgewicht nutzen.
  • Die Textil- und Kleidungsindustrie hat aufgrund des steigenden Drucks durch importierte Produkte ein Hoch von 7 Prozent verzeichnet.
  • Im Dienstleistungssektor, verantwortlich für 59 Prozent von Brasiliens Geschäftstätigkeit, stiegen die Insolvenzen geringfügig um 2 Prozent. Ein Rückgang wird kurzfristig nicht erwartet.

  

Schwacher Ausblick für Unternehmen 2014/2015

 Die Zahlen für das erste Halbjahr 2014 versprechen mit einem negativen BIP-Wachstum keine Erholung. Die Geschäftstätigkeit kommt nicht in Schwung und wird bis Ende des Jahres lediglich um 0,4 Prozent wachsen. Für 2015 wird zwar ein leichter Anstieg erwartet, dieser wird jedoch unter dem langfristigen Durchschnitt bleiben.

 

„Unabhängig davon, wer die Präsidentschaftswahl gewinnt – im nächsten Jahr wird es eine Reihe von Anpassungen an die relativen Preise der Wirtschaft geben. Die Zinsrate könnte angehoben werden, um den hohen Preisdruck, der durch die Neupositionierung der Ölpreise und Energietarife entsteht, zu kompensieren. Die Infrastruktur des Landes muss sich bis 2015 erholen, um mittelfristig die Geschäftstätigkeit zu steigern. Die Wirtschaft dürfte jedoch im Zeitlupentempo verweilen.“, erklärt Patricia Krause, Coface Economist Latin America Region. Aufgrund dieses Szenarios prognostiziert Coface: Die Anzahl der Insolvenzfälle wird in näherer Zukunft nicht sinken.

  

Chapter XI wurde in Brasilien im Jahr 2005 nach dem neuen Insolvenzgesetz (Nummer 11.101) eingeführt. Es ist eine Maßnahme um Chapter VII zu vermeiden. Der Schutz durch Chapter XI kann entweder durch das Unternehmen, das sich in Schwierigkeiten befindet, angefordert werden, oder von einem seiner Gläubiger. Diese Vorgehensweise impliziert die Absicht, das Unternehmen unter gerichtlicher Aufsicht zu restrukturieren und erlaubt dem Schuldner, alle seine Vermögenswerte zu halten, die Forderungen der Gläubiger abzulehnen, die Frist für die Zahlungen zu verschieben und seine Schulden einseitig zu reduzieren.

Auf der anderen Seite ist das Unternehmen verpflichtet, dem Richter detaillierte Informationen über den Verlauf der Transaktionen zu seinen Gläubigern bereitzustellen. Dies ist der größte Unterschied zwischen Chapter XI und Chapter VII des Insolvenzgesetzes. In Chapter VII wird ein Gerichts-Treuhänder ernannt, um die Vermögenswerte zu verkaufen und um die Verteilung der Summen nach Prioritäten zu organisieren.

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