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12.05.2016
Länder- und Branchenbewertungen

Abwärtsdruck auf Branchen hält an

Sector risks remain under pressure in the emerging markets
  • Branchenanalysen in sechs Regionen weltweit
  • Investitionsabhängige Branchen riskanter als konsumnahe Bereiche
  • Metall in vier der sechs Regionen in "sehr hohes Risiko" herabgestuft
  • Verbesserungen in Europa, während Risiken in aufstrebenden Ländern Asiens und in Lateinamerika steigen

 

 

Unternehmensinvestitionen bleiben verhalten

Viele Branchen kränkeln derzeit aufgrund von drei wichtigen Faktoten: dem globalen Wachstum auf Halbmast (Coface erwartet 2,7 Prozent im laufenden Jahr), den hochvolatilen Finanzmärkten und den anhaltend niedrigen Ölpreisen. Dabei stehen Branchen, die auf Investitionen angewiesen sind, stärker unter Druck, besonders in Asien, Lateinamerika und Nordamerika. Auf der anderen Seite sind sowohl in den aufstrebenden als auch in den Industrieländern die „Konsumbranchen“ weniger betroffen. Das nur schwache Wachstum im Welthandel (1,8 Prozent bis Ende Februar 2016) trägt auch zur instabilen Situation bei. Die Handelsdynamik hat sich seit August 2015 (3 Prozent) stark eingebremst und schlägt auf die Logistikunternehmen durch, insbesondere auf den Seetransport, der 80 Prozent des weltweiten Warenhandels bewältigt.

Europa weniger riskant

Keine der sechs von Coface untersuchten Regionen bleibt von den herausfordernden Entwicklungen  in der globalen Wirtschaft verschont. In Europa wird das allerdings von positiven internen Faktoren abgefedert. Mitteleuropa weist weiterhin geringere Risiken auf als andere Regionen, obwohl die Chemiebranche in „mittleres Risiko“ abgestuft wurde. Gründe dafür waren die Einflüsse des verlangsamten Wachstums in China und der Beschränkungen der Geschäfte in Russland.

Die Geschäftsaktivität in Westeuropa ist insgesamt gut, getragen vom Konsum, der derzeit der Motor des europäischen Wachstums ist. So betreffen die beiden einzigen Verbesserungen in den Branchenbewertungen von Coface auch Westeuropa.

  • Für die Automobilbranche gibt es gute Aussichten, die Bewertung wurde in “mittleres Risiko” verbessert. Dazu trägt der bis Ende Februar um 10,1 Prozent gesteigerte Neuwagenabsatz bei. Hinzu kommen gute Aussichten wegen der zu erwartenden Investitionen in die Ausrüstung der Fabriken.
  • Auch der Pharma-Sektor ist in "mittleres Risiko” heraufgestuft worden. Er verzeichnet ein stabiles Wachstum, auch wegen der Ausgaben für die alternde Bevölkerung in Europa und der gelockerten Sparpolitik im Gesundheitswesen in einigen Ländern. Mit ein Grund für die bessere Bewertung ist das von Coface registrierte gute Zahlungsverhalten in der Branche.

Die Herabstufung von Textil und Bekleidung in Westeuropa in "hohes Risiko” begründet sich auch mit dem Anstieg der Insolvenzen (+1,3 Prozent) in Frankreich in 2015.

Welle von Herabstufungen in aufstrebenden und Industrieländern

Bei der Aktualisierung der Branchenbewertungen in diesem Quartal gab es überwiegend Herabstufungen. Mit Chemie in Mitteleuropa und Textil und Bekleidung in Westeuropa sind es zusammen neun Downgrades.

Metallerlebt seit Ende 2015 schon die zweite Anpassung. Die Risikoeinschätzung liegt jetzt bei„sehr hoch“ für Lateinamerika und den Nahen Osten. Die jüngsten Einbrüche bei den Preisen für Primärmetalle gefährden die Gewinnmargen der Unternehmen. Im Moment ist Metall die global betrachtet riskanteste Branche.

In Lateinamerika wurde auch Pharma herabgestuft, jetzt in„mittleres Risiko“. Dort wirken sich die starken Einschränkungen der Investitionen der Ölfirmen aus. Petrobas zum Beispiel will die Investitionen bis 2019 um 24,5 Prozent zurückfahren, Ecopetrol um 40 Prozent in diesem Jahr. Dies wirkt sich negativ auf die öffentlichen Haushalte und den Konsum aus.

Anders als in Lateinamerika stellt der Energiesektor in Nordamerika kein systemisches Risiko dar. Allerdings verschlechtert sich dort die Situation der Branche. 2015 ging zum ersten Mal seit Start des Industriezweiges die Förderung von Schieferöl zurück, die Gewinne sind im freien Fall. Auch wenn die Prognosen mit Blick auf die Nachfrage positiv sind: Aufgrund der niedrigen Ölpreise steigt die Risikobewertung für den nordamerikanischen Energiesektor auf „sehr hoch“.

Die Automobilbranche Nordamerikas ist nun mit “mittleres Risiko” bewertet. Zwar könnten die Verkaufszahlen weiter steigen, wenn auch weniger stark als noch 2015. Das Risiko aber steigt, weil viele Autos auf Kredit auch an Käufer gehen, die es sich eigentlich nicht leisten können. Hier besteht ein hohes „Subprime-Risiko“, denn neun von zehn neuen Autos werden auf Kredit gekauft. Steigende Zinsen, wie sie von der US-Notenbank im Dezember 2015 eingeläutet wurden, verteuern laufende Finanzierungen mit variablen Zinssätzen. Zudem haben sich die durchschnittlichen Kreditlaufzeiten auf sechs Jahre verlängert. Das bindet Geld, das für andere Ausgaben fehlt, und vermindert den Restwert der Fahrzeuge für einen möglichen Verkauf.

 

Die aufstrebenden Länder in Asien zeigen Anzeichen einer Sättigung auf dem Elektronikmarkt. Das gilt besonders für PCs und Tablets, deren Absatz weiter zurückgeht. Zunehmende Zahlungsverzögerungen zwingen zu einem wachsamen Blick auf zwei Sektoren: den Einzelhandel, der in „mittleres Risiko“ herabgestuft wurde, sowie die Informations- und Kommunikationstechnik, die in „hohes Risiko“ herabgestuft wurde.

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