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29.06.2016
Länder- und Branchenbewertungen

Insolvenzen: Positive Trends in Deutschland, den Niederlanden und Schweden

Insolvenzen in Deutschland, Niederlande, Schweden, Dänemark
  • Coface erwartet 2016 weniger Insolvenzen: Niederlande -11.1%, Schweden -8.0% und Deutschland -2.5%
  • Rückgang aber geringer als 2015 wegen leicht schwächerem Wirtschaftswachstum
  • Dänemark: Starker Anstieg der Insolvenzen um über 60% zu erwarten
  • Deutschland: Insolvenzen gehen seit 2010 kontinuierlich zurück. Jetzt 30% unter der Zahl von 2009

Vier Länder, zwei Szenarios in 2016

Die verbesserte wirtschaftliche Situation in Europa wirkt sich günstig auf die Unternehmen in den meisten europäischen Ländern aus. So gingen 2015 die Insolvenzen in vier Ländern zurück, die Coface in einem neuen Panorama untersucht hat: Niederlande (-20,7%), Schweden (-11%), Deutschland (-4%) und Dänemark (-0,5%). Dieser positive Trend gilt für fast alle Branchen in diesen Ländern mit Ausnahme von Dänemark, wo die Entwicklung unterschiedlich verläuft. Die Insolvenzen verteilten sich in den Ländern – betrachtet nach Anzahl und Branchenanteil an der Gesamtwirtschaft - etwa gleichmäßig auf Handel, Transport, Beherbergung/Gastgewerbe und Bau. Dagegen gab es weniger häufig Insolvenzen im verarbeitenden Gewerbe.

Aufgrund des in diesem Jahr durchschnittlich leicht abgeschwächten Wirtschaftswachstums in den vier Ländern dürften die Insolvenzen in drei der betrachteten Länder zwar weiter zurückgehen, aber weniger stark als zuvor. Die stärkste Verbesserung erwartet Coface für die Niederlande (-11,1%). In Schweden (-8%) und Deutschland (-2,5%) entspannt sich die Situation weiter. Anders sieht es für Dänemark aus. Dort war der Rückgang schon 2015 am schwächsten. Diese Jahr könnten die Insolvenzen sogar deutlich um über 60 Prozent steigen.

Positive Entwicklungen bei den Unternehmensinsolvenzen gibt es auch in vielen anderen europäischen Ländern, wo sich das gesamtwirtschaftliche Bild in den vergangen Quartalen verbessert hat. In Frankreich werden die Insolvenzen in diesem Jahr voraussichtlich um 3,2 Prozent, in Italien um 5 Prozent und in Spanien um 22 Prozent zurückgehen.

Deutsche Unternehmen recht stabil

Deutschland hatte 2015 die wenigsten Insolvenzen seit der Insolvenzrechtsreform 1999. Mit einer weiteren Verbesserung 2015 um 4 Prozent sank die Zahl auf 23.000. Das sind 30 Prozent unter dem Wert von 2009. Der positive makroökonomische Rahmen zeigt sich auch in der soliden Verfassung der Unternehmenslandschaft. Fast alle Branchen meldeten 2015 weniger Insolvenzen. Ausnahme war der Finanz- und Versicherungssektor, wo es 5 Prozent mehr Insolvenzen gab. Besonders gut lief es in der Informations- und Kommunikationsbranche (-11,1%) und im Bereich Landwirtschaft/Forst/Fischerei (-9,1%). Verbesserungen gab es auch in Handel, Transport, Beherbergung/Gastgewerbe. In diesen Branchen mit üblicherweise hohen Insolvenzraten gingen die Zahlen um etwa 6 Prozent zurück. In der Industrie - ohne Bau – wurden über 4 Prozent weniger Insolvenzen gemeldet.

2016 hält der positive Trend in Deutschland nach Ansicht von Coface an. Nach den Zahlen der ersten beiden Monate (-2,3%) verläuft die Entwicklung aber etwas langsamer. Mit Schwankungen über das Jahr dürfe die Gesamtzahl 2016 um 2,5 Prozent sinken.

Günstiges wirtschaftliches Szenario für die Niederlande

In den Niederlanden gingen die Insolvenzen im vergangenen Jahr deutlich um 21 Prozent zurück. Damit hält die positive Entwicklung an. Im Jahr zuvor betrug der Rückgang auch schon 20 Prozent. Mit Ausnahme des Sektors Kultur, Sport und Erholung meldeten 2015 alle Branchen weniger Insolvenzen. Die stärksten Verbesserungen gab es im verarbeitenden Gewerbe und bei so genannten „spezifischen Dienstleistungen“, die rund 30 Prozent weniger Insolvenzen verbuchten. Eine signifikante Verbesserung verzeichnete auch der Immobilien- und Grundstücksmarkt (-25%). Beim Bau ging die Zahl um 18 Prozent zurück. Auf vier Branchen entfallen rund 70 Prozent der Insolvenzen: Mit Handel, Transport und Beherbergungen, Finanzdienstleistungen und „spezifischen Dienstleistungen“ ist besonders der Tertiärbereich betroffen.

Auch in den ersten drei Monaten dieses Jahres hielt der deutliche Trend mit -19,4 Prozent an. Coface erwartet aber ein etwas langsameres Tempo: Für das Gesamtjahr errechnet Coface 11,1 Prozent weniger Insolvenzen in den Niederlanden.

Schwedische Nationalbank stimuliert Immobilen- und Bausektor

Im zweiten Jahr in Folge gingen die Insolvenzen 2015 in Schweden zurück, mit -11 Prozent sogar noch deutlicher als 2014 mit -6,3 Prozent. Damit lag die Zahl um 17 Prozent niedriger als in der Spitze, die 2013 verzeichnet wurde, aber noch 13 Prozent über dem Vorkrisenniveau 2007. Am deutlichsten war der Rückgang im Bausektor (-17%), der erkennbar von den verbesserten Bedingungen im Bau- und Immobilienbereich profitiert. Die Investitionen in den Hausbau stiegen 2015 um 17 Prozent, hauptsächlich stimuliert durch die expansivere Geldpolitik der schwedischen Reichsbank.

Auch im verarbeitenden Gewerbe war die Verbesserung deutlicher als im Durchschnitt. Die verschiedenen Dienstleistungsbereiche blieben hingegen etwas unter dem Durchschnitt aller Branchen. So meldet der Handel „nur“ 4 Prozent weniger Insolvenzen, das Beherbergung- und Gastgewerbe 6 Prozent und Diensleistungen in den Bereichen Rechnungswesen, Eigentum und Vermietung 9 Prozent weniger. Die wichtigsten Dienstleistungsbereiche, darunter Handel, Beherbergungs- und Gastgewerbe, Rechnungswesen, Eigentum und Vermietung, machen 52 Prozent aller Insolvenzen in Schweden aus. Bezogen auf ihren Beitrag zur gesamten Wirtschaftsleistung sind diese Bereiche bei den Insolvenzzahlen überrepräsentiert. Dies gilt auch für den Bau, auf den 16 Prozent aller Insolvenzen entfallen, der aber nur einen Anteil von 6,5 Prozent an der Wirtschaft hat. Umgekehrt verhält es sich mit dem verarbeitenden Gewerbe, das 16,8 Prozent zum BIP beiträgt, aber nur 6 Prozent der Insolvenzen verbucht.

Bis März dieses Jahres gingen die Insolvenzen weiter um 10 Prozent zurück. Für das Gesamtjahr prognostiziert Coface einen Wert von -8 Prozent.

Anstieg der Insolvenzen in Dänemark wegen kleiner Unternehmen

0,5 Prozent betrug der Rückgang der Insolvenzen in Dänemark letztes Jahr. Auf den ersten Blick hatte Dänemark damit die schwächste Entwicklung der vier untersuchten Länder. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich aber ein etwas anderes Bild. Zum einen ist der Trend seit 2010 positiv. Der Wert 2015 lag rund 38 Prozent unter dem von 2010. Zum anderen zeigt sich beim Blick auf die Branchen eine sehr viel stärker Spreizung als in Deutschland, den Niederlanden oder Schweden. So gingen die Insolvenzen im Finanzsektor um 25,4 Prozent zurück, während sie in der Landwirtschaft um 50,9 Prozent stiegen. Andere wichtige Branchen, darunter das verarbeitenden Gewerbe, Handel, Transport und das Beherbergungs- und Gastgewerbe, verbuchten um die 5 Prozent mehr Insolvenzen.

In der ersten vier Monaten 2016, besonders im Januar, stiegen die Insolvenzen in Dänemark stark an, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent. Es ist schwer nachzuvollziehen, woran das exakt liegt. Auch wenn man nicht klar benannte Unterkategorien der Statistik herausrechnet, bleibt eine Steigerung um 70 Prozent, die sich auf nahezu alle Branchen verteilt. Dabei weist die offizielle Statistik aus, dass der Anstieg primär nicht mehrwertsteuerpflichtige Unternehmen (+130%) und auf kleine Unternehmen mit weniger als einer Million Kronen Umsatz (+140%) zurückgeht. Dagegen sanken die Insolvenzzahlen bei größeren Unternehmen: um 0,2% bei Unternehmen mit 1 bis 15 Millionen Kronen Umsatz und um 61 Prozent bei solchen mit mehr als 15 Millionen Kronen Umsatz. In absoluten Zahlen entfielen auf dieses Segment nur 28 Insolvenzen.

In den nächsten Monaten dürfte sich die Entwicklung etwas entspannen. Allerdings rechnet Coface weiter mit insgesamt 64 Prozent mehr Insolvenzen als 2015. Dazu tragen vor allem inaktive und kleine Firmen bei.

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