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19.05.2015
Länder- und Branchenbewertungen

Coface: Wirtschaftliche Erholung der Eurozone uneinheitlich – vor allem CEE-Länder wachsen stark

Christian Berger Country Manager Coface und Grzegorz Sielewicz Economist Coface Central Europe

Der Country Risk Overview des internationalen Kreditversicherers Coface prognostiziert der Weltwirtschaft 2015 ein Wachstum von +3,0%. Die Eurozone verzeichnet ein Plus von +1,3%. Vor allem Russland wird im Jahr 2015 mit einem Minus von -3,0% die wirtschaftlichen Folgen des niedrigen Ölpreises zu spüren bekommen. Österreich soll 2015 um +0,8% wachsen.

 

Im Rahmen eines Pressegesprächs im Vorfeld der heute stattfindenden 13. Coface Country Risk Conference in Wien präsentierten Christian Berger, Country Manager Coface Austria, und Grzegorz Sielewicz, Economist Coface Central Europe, einen weltweiten Überblick der Länderrisiken.

 

Der niedrige Ölpreis und seine Gewinner

Einen besonders positiven Einfluss auf die Wirtschaft Europas und der Vereinigten Staaten hatte zuletzt der sinkende Ölpreis. Vor allem die Transport- und Chemieindustrie waren die großen Gewinner dieser Entwicklung. Aber auch viele andere wirtschaftliche Bereiche profitieren von den aktuellen Ölpreisen, wie die Automobil- und Elektronikindustrie sowie der Handel. Dank des sinkenden Ölpreises, der verbesserten Situation am Arbeitsmarkt sowie der ansteigenden Haushaltsausgaben prognostiziert Coface der US-Industrie ein Wachstum von +2,9% für 2015.

 

Die europäische Chemieindustrie ist ebenfalls einer der großen Gewinner der sinkenden Ölpreise. Sie schafft es aufgrund der niedrigen Preise, den Abstand zum US-Markt aufzuholen und die Margen wieder herzustellen. Zusätzlich liefert die Abwertung des Euros einen positiven Impuls für den Export.

 

Wirtschaftsklima: Uneinheitliche Entwicklungen in der Eurozone

Die Erholung der Eurozone bleibt, wie auch in den vergangenen Jahren, gespalten. Während sich Zentral- und Osteuropa (CEE) langsam aber sicher wieder erholt, sieht man in Italien und Frankreich noch weiter schwache wirtschaftliche Leistungen. Vor allem die hohe Unternehmensverschuldung in Ländern wie Frankreich, mit 62.800 Insolvenzen im Jahr 2014, ist ein starkes Hemmnis für das wirtschaftliche Wachstum der Eurozone. Deutschland hingegen hat mit nur mehr 24.085 Firmeninsolvenzen im Jahr 2014 einen Rückgang von -7,3% bei den Firmenpleiten zu verzeichnen.

 

Die Eurozone erholt sich weiter (+0,9% in 2014), allerdings in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Deutschland ist der Musterschüler und kann durch einen verbesserten privaten Haushaltskonsum, steigende Exportzahlen und weniger Insolvenzen ein Plus von +1,6% verzeichnen, das 2015 auf +1,7% weiter wachsen soll. Davon profitiert auch die österreichische Wirtschaft, die in ihrem deutschen Nachbarn einen wichtigen Handelspartner hat. Mit einer Exportrate von 54% des nominalen BIP ist Österreich generell von der Wirtschaftsleistung anderer Länder abhängig – hauptsächlich der Eurozone. Für Österreich wird ein Wachstum von +0,8% im Jahr 2015 vorhergesagt. Während sich Deutschland deutlich im Aufschwung befindet, setzt die Erholung in Österreich allerdings merklich später und schwächer ein. Die Trägheit des Jahres 2014 ist auch zu Beginn des Jahres 2015 bemerkbar. Die Vertrauensindikatoren sind nach wie vor schwach und die Produktionskapazitäten nicht ausgelastet. Im ersten Quartal dieses Jahres registrierte Österreich daher nach drei Quartalen der Stagnation kaum Wachstum (+0,1% gegenüber dem Vorquartal). Das ist im Vergleich zu den meisten Volkswirtschaften der Eurozone sowie der gesamten Europäischen Union ein schwaches Ergebnis.

 

CEE-Länder verzeichnen weiter gute Zahlen

CEE-Länder sind wie immer stark von der Eurozone, aber besonders von Deutschland als bedeutende Export-Destination, abhängig. In den vergangenen Jahren haben die Länder in Zentral- und Osteuropa beim durchschnittlichen BIP-Wachstum an Tempo zugelegt: von +1,3% in 2013 zu +2,5% in 2014 angestiegen. Für 2015 prognostiziert Coface sogar +2,7%.

 

Sinkende Arbeitslosenzahlen, steigende Löhne, niedrige Inflation und sinkende Ölpreise leisten auch hier einen positiven Beitrag zur Wirtschaft. Polen mit +3.3% und Rumänien mit +3.0% werden von Coface als die Länder mit der besten Wirtschaftsleistung in Zentral- und Osteuropa bewertet.

 

Schwellenländer büßen ein

Im Gegenteil zu den CEE-Ländern verbuchen die größten Schwellenländer Einbußen. Russland und Brasilien schlittern mit einer Wachstumsprognose von -3,0% bzw. -0,5% für 2015 in die Rezession. Vor allem in Russland liegt die Erklärung dafür in der starken Abhängigkeit vom Ölpreis sowie in sinkenden Handelsumsätzen aufgrund der starken Inflation. Außerdem hat Russland im vierten Quartal 2014 einen Rückgang von -3,0% an Investitionen zu verzeichnen, die das Land zusätzlich schwächen.

 

China entwickelt sich immer noch beachtlich, allerdings verlangsamt sich auch hier das Wirtschaftswachstum. Lag das Wachstum in den vergangenen Jahren durchschnittlich über +10%, so erleidet auch China dieses Jahr mit nur +7,0% Wachstumsprognose einen wirtschaftlichen Dämpfer. Auf Unternehmensseite sind die wichtigsten Wachstumshemmnisse durch hohe Unternehmensverschuldung, Schattenwirtschaft und Überproduktion geprägt.

  

Pressefotos zum Download unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/6638

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